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12.03.2002

Nehmen und Geben

Pressemitteilung: Umsonst-Laden Detmold

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Diese junge "Kundin" ist fündig geworden: Im Umsonst-Laden bekommt sie kostenlos etwas zum Anziehen.

Dieses Paradies für jeden passionierten Schnäppchenjäger hat in der Detmolder Martin-Luther-Straße eröffnet. Pfarrerin Claudia Ostarek und der Initiativkreis „Umsonst-Laden“ gründeten den sechsten Umsonst-Laden in Deutschland und den ersten in Nordrhein-Westfalen. Die Idee stammt aus Hamburg, wo es im Stadtteil Altona den ersten Laden dieser Art gibt. Natürlich ist es Pfarrerin Ostarek von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Detmold-West klar, dass Detmold nicht Hamburg ist und der Hiddeser Berg nicht Altona. Dennoch wurde ein Konzept entwickelt, das auch in Detmold funktionieren soll. Dafür spricht auch, dass der Impuls für diesen Laden aus der Bevölkerung entstanden ist: „Nach der Schließung des Kiosks gab es den Wunsch nach einem Treffpunkt, um der zunehmenden Vereinsamung entgegengenzutreten“, sagt Claudia Ostarek. Helga Becker vom Initiativkreis sind neben diesem Punkt noch zwei weitere wichtig: „Der Laden soll auch ein Stück Konsumkritik enthalten. Nicht alles, was jemand nicht mehr braucht, ist deswegen gleich unbrauchbar und muss weggeworfen werden. Außerdem soll in dem Laden gezielte Information angeboten werden. Es sind Veranstaltungen geplant mit kompetenten Gesprächspartnern zu Sozialfragen und Seelsorge.“
Das Ladenpersonal arbeitet ehrenamtlich. Die Begrenzung auf drei Stücke pro Einkauf soll verhindern, dass gewerbliche Antiquitätenhändler den Laden als kostenlose Quelle missbrauchen. Wer „einkauft“, ist um eine kleine Spende für die festen Kosten gebeten. Gut erhaltene, funktionstüchtige Gebrauchsgegenstände oder sonstige Waren aller Art werden gerne angenommen. Wer größere Stücke, etwa Möbel, anzubieten hat, kann eine Anzeige an das schwarze Brett im Laden hängen, denn Lagerraum ist nicht vorhanden. Detmolds Bürgermeister Friedrich Brakemeier gratulierte in seiner Ansprache dem Initiativkreis zu seinem Erfolg und hofft, dass der Laden „zu einer Stätte der Begegnung wird“. Außerdem versprach er, den Laden mit Warennachschub zu versorgen.
Der Umsonst-Laden steht unter der Trägerschaft der reformierten Kirchengemeinde Detmold-West als Mieterin des Ladenlokals. Gleichwohl ist es ein ökumenisches Projekt, da im Initiativkreis auch Mitglieder der katholischen und die methodistischen Gemeinde sind. Der katholische Pfarrer Karl-Heinrich Brinkmann sagte bei der Eröffnung: „Wir wollen helfen und unterstützen. Ich habe gleich mal bei mir Zuhause aufgeräumt und ein paar Sachen mitgebracht.“
Ein Problem, so sollte man meinen, dürfte der Umsonst-Laden allerdings nicht haben: Ladendiebe. Doch auch er ist nicht davor gefeit. Ein wenig ungläubig erzählt Claudia Ostarek von ihrem Besuch in Deutschlands erstem Umsonst-Laden: „Man hat uns erzählt, dass sogar hier geklaut worden ist. Eigentlich ist es ja schwachsinnig, da ja alles umsonst ist, aber es soll so gewesen sein.“ Der Umsonst-Laden ist zunächst zweimal wöchentlich geöffnet: Mittwoch 10 bis 12 Uhr und Freitag 16 bis 18 Uhr.

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