Überzeugter Ökumeniker

Osteuropabeauftragter Miroslav Danys geht in den Ruhestand

Kreis Lippe. Er hat für die Lippische Landeskirche die Kontakte und Partnerschaften in Osteuropa gepflegt - 14 Jahre lang. Jetzt geht Pfarrer Miroslav Danys in den Ruhestand und kann auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit den reformierten Kirchen in Litauen, Polen, Rumänien und Ungarn zurückblicken.

Der „überzeugte Ökumeniker“ Miroslav Danys stammt aus Teschen (Schlesien), einer Grenzstadt mit einem polnischen und einem tschechischen Teil. Nirgendwo habe man richtig dazugehört, erinnert er sich, kein Deutscher sei man gewesen, kein Tscheche, kein Pole. „Ich habe keine Nation. Mein Vater hatte fünf Staatsbürgerschaften.“ Eine Erfahrung, die prägend werden sollte für sein weiteres Leben.
Das Studium führte ihn 1968 nach Prag: „Eine sehr ökumenische Stadt in der kommunistischen Zeit, Sitz der Friedenskonferenz aller Konfessionen.“ Das habe ihn weiter beeinflusst, ebenso wie die Vielfalt der Nationalitäten, die ihn im Studium umgab: Tschechen, Slowaken, Ungarn, Polen, Deutsche, Niederländer, Schweizer – alle hätten damals gerne in Prag studiert.
Seine erste Pfarrstelle führte ihn nach Warschau in die reformierte Kirche in Polen. Von dort kam er über die Niederlande, wo er ergänzend zur Theologie in Utrecht Mission und Ökumene und in Amsterdam Slawistik studierte, nach Deutschland. In Detmold war Danys mehrere Jahre Pfarrer in Heidenoldendorf, bevor er Osteuropabeauftragter der Lippischen Landeskirche wurde: „Eine Stelle, die der damalige Landesssuperintendent Gerrit Noltensmeier ins Leben gerufen hat, der sich selbst insbesondere um die Beziehungen zu den reformierten Kirchen in Osteuropa vorbildlich kümmerte.“
Der Aufbau der schlesischen Diakonie zusammen mit der Stiftung Eben-Ezer, die Ausbildung von Theologen und der Aufbau der im Kommunismus fast völlig zerstörten reformierten Kirche in Litauen waren Anliegen, die Danys besonders am Herzen lagen. Auch das seit einigen Jahren laufende Friedhofsprojekt in Litauen, in dem Litauer und Lipper gemeinsam alte jüdische Friedhöfe wieder herrichten, ist ihm – der von der Landeskirche auch mit der christlich-jüdischen Zusammenarbeit beauftragt war – wichtig. Denn dies sei grundlegend für das Zusammenwachsen Europas, so Danys: „Was uns verbindet, das ist nicht nur „Kohle und Stahl“ - nicht nur Wirtschaft. Zu den konstitutiven Elementen der EU gehört auch die Aufarbeitung des Völker- und Rassenhasses. So etwas darf nicht wieder passieren. In Ländern wie Litauen, in denen während der deutschen Invasion im 2. Weltkrieg tausende Juden von Deutschen und Litauern ermordet wurden, ist das Thema noch gar nicht richtig aufgearbeitet. Wir müssen die Arbeit auf den jüdischen Friedhöfen dort fortsetzen, mit Händen, Augen, Ohren und Verstand. Wir müssen es den nächsten Generationen beibringen an den Gräbern, den Erschießungsstellen, in den Konzentrationslagern - das ist die noch nicht verarbeitete Geschichte mancher osteuropäischer Völker. Nur durch solch ein Erinnern und Aufarbeiten kann das Ausgrenzen von Menschen künftig verhindert werden.“
Pfarrer Miroslav Danys war außerdem für die Studierendenseelsorge der Lippischen Landeskirche zuständig, mit jungen Menschen aus vielen Nationen:
„Das passte sehr gut zusammen. Mein Horizont erweiterte sich dadurch von Südamerika bis nach Japan.“
 

24.11.2014