Vom Lehrer zum Pfarrer
Benjamin Braun ist Quereinsteiger – die Lippische Landeskirche ermöglicht einen neuen Weg in den Pfarrberuf
Kreis Lippe/Detmold. Ein Theologiestudium in mindestens acht Semestern, zwei Theologische Examen und dazwischen ein Vikariat. Das war lange der einzige Weg, um in der Lippischen Landeskirche Pfarrerin oder Pfarrer werden zu können. Die Lippische Landesssynode hat vor drei Jahren den Weg geschaffen, um auch als „Quereinsteiger“ mit einer nichttheologischen Hochschulbildung den Weg in den Traumberuf gehen zu können.
Benjamin Braun, Vikar in der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Heiligenkirchen, ist der erste, der hier zugegriffen hat. Braun kommt ursprünglich aus einer freikirchlichen Gemeinde, einer Mennoniten-Brüdergemeinde. Religion und die Beschäftigung mit religiösen Fragen haben schon immer eine Rolle für ihn gespielt. Beschäftigt hat ihn insbesondere auch der Widerspruch zwischen einer eher konservativen Religionsauffassung und der heutigen modernen Gesellschaft. Dennoch zog es ihn erstmal nicht zur Theologie, sondern ins Lehramt. Er hat Mathe und Englisch studiert. „Religion war mehr ein Hobby für mich“, erzählt der 41-Jährige, dessen Familie Ende der 1970er Jahre aus Russland nach Lage kam.
Zwölf Jahre hat er an einer Hauptschule unterrichtet, bis er sich doch entschloss, den Fragen der Religion mehr Raum zu geben. Braun entschied sich dafür, berufsbegleitend in Marburg Theologie zu studieren. Er trat in die evangelische Kirche ein, nahm das reformierte Bekenntnis an. Die Lippische Landeskirche nahm ihn auf die Liste der Theologiestudierenden mit auf. Drei Jahre lang hat Benjamin Braun neben seinem Beruf studiert, dann das Studium mit einem Mastertitel abgeschlossen. Jetzt ist er schon fast zwei Jahre Vikar in Heiligenkirchen bei Pfarrerin Wiltrud Holzmüller. „Ich habe hier eine tolle Zeit“, schwärmt er. „Von Wiltrud Holzmüller habe ich sehr viel gelernt, auch über die Lippische Landeskirche“. In Heiligenkirchen macht Vikar Braun Hausbesuche und feiert Gottesdienste. Er nimmt Trauungen vor, tauft, konfirmiert und bestattet. „Zu diesen Anlässen kommt man intensiv in Kontakt mit den Menschen“. So sei zum Beispiel die Taufe der Kinder für einige der Einstieg, die Kirchengemeinde näher kennenzulernen. Wobei er den Eindruck hat, dass in Lippe die Kirchenwelt auf dem Dorf noch weitestgehend in Ordnung ist. „Hier in Heiligenkirchen ist Kirche noch voll dabei“, findet er. Dennoch gibt es auch im Blick auf die Zukunft eine intensive Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde in Berlebeck. So werden Nachbarschaftsgottesdienste gefeiert und die Konfis haben im zweiten Jahr gemeinsamen Unterricht. Überhaupt die Konfis – da ist Benjamin Braun besonders begeistert: „Das ist eine ganz tolle Gruppe derzeit.“
Sein Vikariat neigt sich jetzt dem Ende zu. Danach macht auch er, wie die anderen Theologiestudierenden, die zweite Theologische Prüfung. Später möchte er gerne in Lippe bleiben und hier als Pfarrer arbeiten. Informationen über den „Quereinstig“ in den Pfarrberuf gibt es unter: 05231/976-711.
25.03.2024