Installation „Der himmlische Chor“

Stuhlstapel in der Hornschen Kirche

Ungewöhnlich: Pfarrer Maik Fleck im orthodoxen Gewand.

Kreis Lippe/Horn-Bad Meinberg. Im Rahmen eines ungewöhnlichen Gottesdienstes am Donnerstag, 20. September, wurde in der Kirche zu Horn eine nicht minder ungewöhnliche Kunst-Installation der Öffentlichkeit vorgestellt. Pfarrer Maik Fleck feierte im orthodoxen Gewand einen Gottesdienst, der der altkirchlichen „Jakobusliturgie“ folgte. In seiner Predigt erläuterte Fleck dann die Installation „Der himmlische Chor“, die aus 31 übereinander gestapelten Stühlen besteht.

Pfarrer Fleck und drei Katechumenen haben die ursprünglich für den Sperrmüll bestimmten Stühle ineinander geschachtelt und zu einem etwa drei Meter hohen Turm mitten im Kirchenschiff aufgestapelt. Auf den Stühlen, deren Sitzpolster und Rückenlehnen entfernt wurden, kann kein Mensch mehr sitzen. Pfarrer Fleck in seiner Predigt: „Aber Engel, mit ihrer Leichtigkeit, die können auf ihnen Platz finden. Der Himmel kann mit dem, was bei uns erledigt ist, noch etwas anfangen.“

Als nutzloser und chaotisch gestapelter Möbelrest widerspreche die Stuhl-Installation dem menschlichen Ordnungsempfinden. Pfarrer Fleck: „Menschen brauchen Stühle auf dem Boden - ordentlich in Reihen oder im Kreis. Engel brauchen diese Ordnung nicht. Sie haben eine andere Sicht, eine andere Perspektive. Sie kommen mit dem klar, was für uns chaotisch ist. Engel können sich im Chaos einrichten und Platz finden.“

Auch wenn Engel in ihrer überlieferten Gestalt als geflügelte Körper-Geist-Wesen im protestantischen Glauben keine Rolle spielten, so gebe es in der Bibel doch viele Geschichten, in denen Engel als Boten Gottes erschienen und dessen ermutigende Botschaft verkündeten. Pfarrer Fleck erinnerte an die alttestamentarische Geschichte vom Besuch dreier Männer bei Abraham, die ihm und seiner Frau Sara die Geburt Isaaks prophezeiten. In der jüdisch-christlichen Tradition würden die drei Besucher als Engel gelten. Die Gestalt von Engeln sei nicht von Bedeutung, sondern wichtig sei ihr Wort, weil es Gottes Wort sei. Pfarrer Fleck: „Engel können mitten unter uns sein. Sie nehmen uns an der Hand, wenn es nötig ist. Engel leiten und begleiten uns.“

Pfarrer Maik Fleck ließ viele Elemente der orthodoxen Kirche in seinen Gottesdienst einfließen. Die„Jakobusliturgie“, nach deren Ordnung die Frühchristen in Jerusalem ihre Gottesdienste gestalten, ist noch heute gelegentlich prägendes Element orthodoxer Gottesdienste. In den Fürbitten und Gebeten der Jakobusliturgie ist oft von Engeln die Rede. Weitere in Horn benutzte und aus der orthodoxen Kirche entlehnte Elemente waren neben Pfarrer Flecks Gottesdienst-Gewand eine stilisierte Ikonenwand, die den Abendmahltisch vom Kirchsaal trennte, und der rege Gebrauch von Weihrauch.

Pfarrer Fleck hatte eingangs der Feier „gewarnt“, dass reformierten Christen vieles am Gottesdienst fremd erscheinen werde. Man solle sich darüber aber nicht allzu viele Gedanken machen und nach Erklärungen suchen. Fleck: „Was fremd ist, soll fremd bleiben.“ Auch einer eventuellen Kritik an der Installation beugte der Pfarrer vor: „Für den Fall, dass Sie sich ärgern, dass hier so etwas herumsteht: Machen Sie es wie die Engel - lachen Sie darüber. Ärgern lohnt sich nicht.“

24.09.2007