Archiv 2005 - 2001

30.10.2002

Stabilität nicht auf Grund eigener Leistung

Pressemitteilung: Hirschler: Luther ist uns weit voraus

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Horst Hirschler: „Gott stellt sich auf unsere Seite, auch wenn wir ihm nicht genügen.“

Eingeladen hatten die Evangelische Erwachsenenbildung und die lutherische Gemeinde Bad Salzuflen. Mit 130 Zuhörern war der Saal im Gemeindehaus bis auf den letzten Platz gefüllt. „Wir wissen und können mehr als zu Luthers Zeiten, unendlich mehr“, stellte Hirschler zu Beginn fest. „Aber wir haben kaum eine Antenne für das Geheimnis des Seins.“ Der Mensch sei mehr denn je abhängig von seiner Kultur, in einem kulturellen Korsett, nicht von innen geleitet, sondern von außen gesteuert. Und dann komme anderes, so wie der 11. September, und dann verlören die Menschen ihren Halt.
Der heutige Abt der evangelischen Kommunität Loccum schlug seine Zuhörer von Beginn an in seinen Bann. Sehr anschaulich schilderte er Abschnitte aus Luthers Leben: sein Eintreten gegen den Ablasshandel, seine Haltung während der Bauernkriege oder auch die Zeit seiner Verbannung auf der Wartburg. Hirschler verband alles mit einem roten Faden - mit dem Besonderen, was Martin Luther ausgemacht habe und immer weiter ausmache: sein Gottvertrauen. Er habe eine Identität besessen, eine innere Stabilität, die auf Gott gründete und nicht auf eigene Leistung. Dies hob Hirschler als Luthers biblisch begründete Entdeckung hervor: Dass ein Mensch sich nicht bemühen müsse, Gott durch gute Taten zu imponieren. Denn „Gott stellt sich auf unsere Seite, auch wenn wir ihm nicht genügen.“
Diese Erkenntnis habe Luther auch die Freiheit zu einem mutigen Umgang mit den Mächtigen seiner Zeit gegeben. Luthers Vertrauen auf den gekreuzigten Jesus - „als Garant, dass Gott da ist, auch wenn er nicht da ist“, so erklärt es Hirschler – sei auch in schweren Zeiten, etwa während der Pest oder während der Bauernkriege die Grundlage gewesen. Durch seinen Glauben habe er sich regelrecht befreit gefühlt. Und wegen dieser Theologie des Kreuzes, wegen dieses Vertrauens in den gekreuzigten Christus und der daraus resultierenden inneren Stabilität „ist Luther uns heute weit voraus“, stellte Hirschler abschließend fest.

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