Archiv 2005 - 2001

12.09.2002

Muss die Liebe stärker sein als das Recht?

Pressemitteilung: 100. Treffen des Ökumenischen Forums „Flüchtlinge in Lippe”

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Zum 100. Mal traf sich das Ökumenische Forum „Flüchtlinge in Lippe“. Zu Gast war Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier, der den ökumenischen Wert der Flüchtlingsarbeit betonte.

Auch wenn die Atmosphäre bei afrikanischem Essen und geselliger Unterhaltung unter den zirka 30 Gästen voller Harmonie war: Zwischen den Zeilen der verschiedenen Grußworte war der Konflikt hörbar, dem sich das Ökumenische Forum immer wieder stellen muss und der wohl nie ganz zu lösen ist: Muss die Liebe stärker sein als das Recht?
Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier stellte sich dem immer wieder erhobenen Vorwurf, die Landeskirche trete in Konfliktfragen um die Flüchtlinge häufig als Bremser auf. Er verwies auf die hohe Bedeutung des Rechtstaates als Grundlage der Demokratie, die nicht leichtfertig übersehen werden darf, wenngleich das in einzelnen Fällen sicher nicht leicht zu ertragen sei. Noltensmeier betonte den ökumenischen Gedanken dieses Forums, der einmal mehr die Gewissheit vermittle, dass alle Christen angesichts drängender Aufgaben zusammenstehen müssen.
Irmingard Heine, die von Anfang an aktiv im Forum mitarbeitet, stellte in ihrer spontanen Rede an die Versammlung die Liebe über das Recht. Die Spannung zwischen Menschlichkeit und Gesetz wurde angesichts der vielen Schicksale, welche die Flüchtlingshelfer in den letzten zehn Jahren begleitet haben, oft zutiefst spürbar. Es war aber bei allen deutlich, dass sie in ihrer mühevollen Kleinarbeit die Geduld nicht verlieren wollen. Irmingard Heine berichtete sehr anschaulich von der Arbeit mit den Flüchtlingen. Auch auf die Gefahr hin, in Unkenntnis ganz anderer kultureller Werte grobe Fehler zu machen, solle man immer das Gespräch suchen, notfalls mit Händen und Füßen.
Dem Vorwurf, viele Asylbewerber suchten nur wirtschaftliche Vorteile in Deutschland, begegnete Frau Heine mit der Aufforderung, einmal mit den eigenen Kindern in einem Asylwohnheim zu leben. „Dort gibt es keine Privatsphäre und die krassesten kulturellen Gegensätze aus Afrika oder Kurdistan stoßen dort unmittelbar aufeinander. Dennoch haben die Flüchtlinge viel Geduld und sind trotz ihrer großen Armut für uns Deutsche unvorstellbar gastfreundlich“, erzählte die engagierte Frau. Sie forderte außerdem dazu auf, die Afrikanerin, die mit ihrer Tochter zur Zeit in der Gemeinde Detmold-Ost in ein Kirchenasyl geflohen ist, nach Kräften zu unterstützen.
Gerd Stöcker vom Netzwerk Asyl in der Kirche NRW hatte noch eine echte Überraschung mitgebracht: Dem Ökumenische Forum „Flüchtlinge in Lippe“ wurde die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen.

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