Archiv 2005 - 2001

21.11.2005

Geglaubte und erlebte Kirche

Pressemitteilung:Geglaubte und erlebte Kirche Dr. Martin Dutzmann legt der Synode Rechenschaftsbericht vor

„In unserem Bericht werden wir die Kirche, wie wir sie im Lauf des vergangenen Jahres erlebt haben und die Kirche, wie wir sie glauben,
zueinander in Beziehung setzen“, erklärte Dutzmann vorab. Dabei seien allerdings nur vorläufige Einsichten und Urteile möglich. “Es geht nicht darum, uns zu besonderen Leistungen anzutreiben, indem wir unsere Lippische Landeskirche möglichst nah an die geglaubte Kirche heranführen.“ Die Kirche Jesu Christi verdanke sich nicht ihrem eigenen Wollen und erst recht nicht ihren eigenen Anstrengungen, sondern allein dem Wollen und Tun ihres Herrn. „Die Kirche ist nicht erst dann die Kirche Jesu Christi, wenn unsere missionarischen Anstrengungen Früchte tragen, unsere Kommunikationskampagnen Erfolg haben oder unsere Öffentlichkeitsarbeit ihr die nötige öffentliche Beachtung verschafft hat.“ Dennoch gelte: „Der Auftrag der Kirche, in welchem ihre Freiheit gründet, besteht darin, an Christi statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk“ (Barmer Theologische Erklärung 1934, VI. These)

Eintrittsstellen
„Die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk, das heißt auch: Menschen für eine Mitgliedschaft in der Kirche zu gewinnen oder wieder zu gewinnen.“ Aus diesem Grund erkenne der Landeskirchenrat sechs Eintrittstellen an: das Landeskirchenamt, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung, die ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-Ost, die gemeinsame Wiedereintrittstelle der ev.- ref. und der ev.-luth. Kirchengemeinde Bad Salzuflen, die ev.- luth. Kirchengemeinde St. Nicolai, Lemgo, die mobile Wiedereintrittstelle an verschiedenen Orten zu bestimmten Anlässen.
Ziel dieser Maßnahme sei es, die Aufnahme/Wiederaufnahme von getauften Christen in die evangelische Kirche möglichst niedrigschwellig und ohne großen bürokratischen Aufwand zu ermöglichen.
In den vergangenen Jahren sei ein fast kontinuierlicher Abwärtstrend der Austrittsbewegung zu beobachten: Im Jahr 2004 verringerte sich die Zahl der Austritte auf 805 im Vergleich zum Jahr 2003 mit 1.210 Austritten. Zugleich seien 2004 mehr Menschen in die Kirche zurückgekehrt als in den sechs Jahren zuvor. Trotz der positiven Entwicklung gibt es aber keinen Grund zum Jubeln, stellt Landessuperintendent Dutzmann fest: „226 Wiederaufnahmen/Übertritten standen 805 Austritte gegenüber. Das sind immer noch über drei Austritte auf einen Eintritt!“ Die sich zuspitzende finanzielle Situation der Lippischen Landeskirche habe ihren Grund primär in der Bevölkerungsentwicklung und in steuerpolitischen Entscheidungen des Staates. Dennoch stelle jeder Kirchenaustritt einen finanziellen, vor allem aber auch geistlichen Verlust dar. Unverzichtbar bleibe daher eine verlässliche Begleitung auch der distanzierten Kirchenmitglieder vor allem durch Taufe, Konfirmation, Trauung, Bestattung sowie durch aktive Beteiligung der Kirche am öffentlichen Leben vor Ort.

Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Lippe
Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann verwies weiterhin im Bericht auf die hohe Beteiligung von Schulen am Modell des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichtes in Lippe: Im Frühjahr dieses Jahres unterzeichneten die Lippische Landeskirche und das Erzbistum Paderborn die Vereinbarung „Konfessioneller Religionsunterricht in einer gemischt konfessionellen Lerngruppe“. Von den 72 Grundschulen Lippes haben 37 Schulen Anträge für das laufende Schuljahr gestellt, die von beiden Kirchen bewilligt wurden. „Dieser hohe Beteiligungsgrad zeigt an, dass Schulkollegien und Schulleitungen eine solche zwischenkirchliche Vereinbarung begrüßen und wertschätzen.“ Die Schulabteilungen beider Kirchen seien verpflichtet, für diese Lehrkräfte eine begleitende Fortbildung anzubieten, um die Qualität dieses konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts auf Dauer sicherzustellen. Sie soll im Verlauf von voraussichtlich drei Jahren dazu führen, dass Religionslehrkräfte eine „ökumenische Kompetenz“ als Zertifizierung erwerben. Diese Fortbildung sei in Planung.

Personalplanung für den Pfarrdienst
Für die Zukunft mahnt Dr. Dutzmann eine finanzierbare und nachhaltige Personalplanung für den Pfarrdienst an. Unter anderem sei unverzüglich zu klären, wie viele Pfarrerinnen und Pfarrer die Landeskirche in etwa 20 Jahren brauche, wenn die Mehrzahl der jetzigen Pfarrstelleninhaber- und inhaberinnen in den Ruhestand versetzt werde, und wie sicher zu stellen sei, dass sie dann auch zur Verfügung stehen.

Kooperation von Kirchengemeinden
Alle Klassen der Landeskirche seien dabei, die ihnen vorgegebenen Einsparziele zunächst durch Kooperationen zwischen benachbarten Gemeinden zu ereichen. (z.B. Kanzeltausch, gemeinsame Gemeindebriefe, Absprachen von Veranstaltungen). Dabei ergebe sich allerdings ein Problemfeld aus der besonderen konfessionellen Situation der Lippischen Landeskirche. Kooperationen zwischen benachbarten lutherischen und reformierten Gemeinden seien sehr zu begrüßen, verschiedene Fragen müssten aber noch geklärt werden. „Welche Bedeutung haben die verschiedenen Bekenntnisse heute noch? Können wir die Unterschiede als „versöhnte Verschiedenheit“ und so als Bereicherung verständlich machen? Oder müssen wir uns dem Druck der Finanzen und dem Unverständnis vieler Menschen beugen und einen „alten Zopf“ abschneiden?“ Da diese Fragen das Profil der Landeskirche tangierten, sei zu überlegen, ob das Thema auf einer der nächsten Synodaltagungen ausführlich und mit theologischer Tiefe behandelt werden sollte.

Verwaltung von Kirchengemeinden
Zusätzlich zu den bereits angelaufenen Kooperationen von Kirchengemeinden erscheine eine Konzentration der Verwaltung der Kirchengemeinden dringend notwendig. Im Falle einer Zentralisierung der Verwaltungsaufgaben im Landeskirchenamt seien Einsparpotenziale von
30-50 % möglich. Außerdem könne die Qualität von Verwaltung erhöht werden, wenn wenige Menschen sich in die immer komplizierter werdende Materie z.B. der Personalverwaltung auf dem Laufenden halten. Zurzeit gebe es gerade in dem genannten Bereich viel Unsicherheit in den Gemeindeverwaltungen.

Die neunte Tagung der 33. ordentlichen Landessynode der Lippischen Landeskirche im Tagungshaus Stapelage findet heute und morgen im Tagungshaus Stapelage statt. (Tagungsbeginn am Dienstag, 22. November: 9 Uhr) Die 58 Synodalen werden unter anderem den Haushalt 2006 beraten und beschließen.

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