Archiv 2005 - 2001

13.06.2005

Versöhnte Verschiedenheit

Pressemitteilung:

Gut 61 Millionen beziehungsweise 13 Prozent der gegenwärtig etwa 484 Millionen Bürger der Europäischen Union sind evangelisch. Fast die Hälfte der europäischen Protestanten lebt in Deutschland (29 Millionen).
Das evangelische Bekenntnis sei eine unverzichtbare christliche Stimme im europäischen Konzert. Das christliche Zeugnis für die Welt würde ärmer, wenn ihm die evangelische Stimme fehle, sagte Beintker, der Mitglied des dreiköpfigen Präsidiums der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa ist.
Untrennbar mit dem evangelischen Bekenntnis sei die Frage der protestantischen Kirchen verbunden, was Christus von ihnen erwarte. Prof. Beintker: „Kirchen, die nicht mehr fragen, was Christus von ihnen erwartet, werden zwangsläufig von Selbstzweifeln und Selbstverunsicherungen geplagt. Sie sind mühsam auf der unendlichen Suche nach ihrer Identität. Sie trauen der Botschaft nicht, die sie den Menschen zu sagen haben.“
Die protestantischen Kirchen dürften nicht nachlassen, ihren Mitgliedern zu vermitteln, dass Jesus sie wertschätze. Der Münsteraner Theologe ermutigte: „Wir werden leben, weil wir geliebt sind, geliebt trotz unseres wenig attraktiven Zustands, geliebt, obwohl wir wirklich nicht zum Lieben schön sind.“ Dies sei nicht als Aufforderung zu missverstehen, die Hände in den Schoß zu legen und zu meinen, man könne das alltägliche Leben allein durch betrachtende Einkehr meistern: „Glaube ist alles andere als ein Freund der Faulheit und der Bequemlichkeit.“ Wo geglaubt werde, bleibe nichts beim Alten, da träten Veränderungen ein.
Allerdings sei es ebenso wenig hilfreich für den um seine Anerkennung bemühten Menschen, wenn er immer wieder durch sportähnliche Höchstleistungen versuche, „sich vor Gott ins rechte Bild oder ins rechte Licht zu setzen.“ Das evangelische Bekenntnis im heutigen Europa solle sich durch eine „muntere, fröhliche Unbefangenheit“ auszeichnen. Ein so verstandener Glaube entlaste die Christen von der Versuchung, die Wahrheit bei sich selber suchen zu müssen und sich dann als Besitzer der Wahrheit in den Rang der absoluten Religion zu setzen. Wer munter und fröhlich bekenne, sei gefeit gegen die Gefahren einer missionarischen „Christuspropaganda“, wie sie kennzeichnend sei für viele Kapitel der europäischen Geschichte. Ein unaufdringlich und freundlich, jedoch klar und eindeutig gelebter Glaube sollte Erkennungszeichen eines evangelischen Bekennens im gegenwärtigen Europa sein. Dieser Glaube grenze andere Konfessionen nicht aus, sondern lade in einem vielfältigen Europa ein zur „versöhnten Verschiedenheit.“
Am Donnerstag, 16. Juni, wird die Vortragsreihe fortgesetzt: Vikar Bartold Haase spricht um 19.30 Uhr im Vortragssaal des Lippischen Landesmuseums Detmold zum Thema „Graf Simon VI. und der Übergang zum reformierten Bekenntnis“.

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