Archiv 2005 - 2001

29.04.2005

reformieren-streiten-bekennen

Pressemitteilung: reformieren-streiten-bekennen 400 Jahre reformiertes Bekenntnis in Lippe

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Die Abbildung zeigt ein Porträt des calvinistisch geprägten lippischen Landesherrn Graf Simon VI. zur Lippe (1554-1613). Humanistisch gebildet, diplomatisch geschickt und der reformierten Theologie eng verbunden war Simon ein intensiver Förderer der kirchlichen Reformen, die 1605 in den Übergang Lippes zum reformierten Bekenntnis mündeten.

Am 02. Juni 1605 besuchte der lippische Regent, Graf Simon VI. (1554 – 1613), feierlich den Gottesdienst in der Detmolder Erlöserkirche am Markt. Er hatte dies gründlich geplant: auf seine Anweisung hin sollte das Abendmahl zum ersten Mal nicht in lutherischer, sondern in reformierter Weise gefeiert werden. Anstatt der üblichen Oblaten wurde normales Brot gebrochen und gereicht. Ein wegweisendes Ereignis in der lippischen Kirchengeschichte.
Die Reformation hatte den Weg dorthin geebnet. Luthers Ideen hatten sich im Laufe des 16. Jahrhunderts in Lippe durchgesetzt. Doch Graf Simon VI., ein intensiver Förderer der kirchlichen Erneuerung, wollte die lutherische Reformation noch weitergeführt wissen. Die Kirchengemeinden sollten vollends von noch vorhandenen Resten katholischer Traditionen (katholische Priestergewänder, Bekreuzigung, Heiligenbilder etc.) befreit werden, damit das Evangelium möglichst unverfälscht verkündet werden könne. Graf Simon hatte sich für die Lehren der Schweizer Reformatoren Calvin und Zwingli gewinnen lassen und sorgte für die Verbreitung des reformierten Glaubens in den meisten Kirchengemeinden. Doch nicht alle Pfarrer waren begeistert davon. Einige wollten lieber der anderen protestantischen Linie, der lutherischen, treu bleiben- zum Beispiel in Lemgo, und widersetzten sich jahrelang. So gab es nun zwei Formen des Protestantismus in Lippe. Schließlich kam es mit dem so genannten „Röhrentruper Rezess“ zur Einigung: ein Kompromiss, der im Jahr 1617 das Nebeneinander der beiden Konfessionen in Lippe dauerhaft festschrieb. Die Kirchenordnung von 1684 schließlich setzte ein konsequent reformiertes Kirchenprofil durch, mit der gemeinsamen Existenz reformierter und lutherischer Gemeinden in einer Landeskirche.

Eine einzigartige Konstellation

Die Lippische Landeskirche ist bis heute unter den Landeskirchen Deutschlands etwas Besonderes. Nur hier leben beide Konfessionen in sieben reformierten und einer lutherischen Klasse (Kirchenkreise) gemeinsam unter dem Dach einer Landeskirche (insgesamt 71 Gemeinden). Nicht immer harmonisch, manchmal streitend- aber doch im Miteinander. Dafür fand sich Anfang der 70er Jahre der richtige Weg: In der Leuenberger Konkordie von 1973 bekannten zum ersten Mal seit der Reformationszeit lutherische, reformierte und unierte Kirchen ihr gemeinsames Verständnis des Evangeliums. Auf dieser Grundlage hat die Synode der Lippischen Landeskirche die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft lutherischer und reformierter Kirchengemeinden erklärt. Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier: „Seit dem 17. Jahrhundert leben reformierte und lutherische Christenmenschen in einer Gemeinde zusammen. Sie erlebten Feindseligkeit und Misstrauen widereinander, Rivalität und Abgrenzung, mussten einander aushalten, ertragen- in einer Kirche. Und finden schließlich zueinander, entdecken die versöhnte Verschiedenheit, bereichern einander und finden in der Leuenberger Konkordie, die die Lippischen Landeskirche als erste Kirche in Deutschland 1974 unterzeichnet, ein theologisches Modell. Sicherlich, gelegentlich gibt es befremdliche Gereiztheit auch heute, insgesamt aber bereichern die verschiedenen Farben der reformatorischen Prägung die eine Kirche.“

Die Ausstellung

Seinen Anfang nahm diese Entwicklung vor 400 Jahren mit der Einführung des reformierten Bekenntnisses in Lippe- Grund genug, das Jubiläum ausführlich mit der Ausstellung „reformieren-streiten-bekennen. 400 Jahre reformiertes Bekenntnis in Lippe“ im Lippischen Landesmuseum Detmold zu würdigen. Vom 31. Mai bis zum 03. Oktober 2005 wird hier der Weg des reformierten Glaubens in Lippe schlaglichtartig nachgezeichnet. Der reformatorische Aufbruch (1536-1571) wird ebenso dargestellt wie das folgenreiche Entscheidungsjahr 1605 mit einem Einblick in Leben und Glauben Graf Simons VI. Bis in die Gegenwart verfolgt die Ausstellung den Weg der Lippischen Landeskirche und zeigt das aktuelle kirchliche Leben in den 71 Gemeinden und die Beteiligung der Landeskirche an den kirchlichen Weltbünden.
Verschiedene Veranstaltungen und Vorträge begleiten die Ausstellung durch den Sommer. Den Auftakt macht ein Fest-Gottesdienst am 29. Mai um 17 Uhr in der Erlöserkirche am Markt in Detmold.

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