Archiv 2005 - 2001

18.03.2005

Bibel und Koran

Pressemitteilung: Bibel und Koran Lebhafter Gesprächsabend in der Theologischen Bibliothek

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Im Gespräch bei Pastorin Bettina Hanke-Postma: die deutsche Muslima Maryam El-Naggar und der evangelische Theologe Dr. Werner Weinholt.

Grundsätzliches stand am Anfang. Maryam El Naggar, deutsche Muslima aus Löhne, erklärt, wie der Koran entstanden ist. „Muslime glauben, dass Gott durch den Engel Gabriel diese Worte offenbart hat. Insgesamt ist der Koran im Verlauf von 23 Jahren entstanden.“ Dabei habe Mohammed sorgfältig getrennt, was göttliche Offenbarung und was sein eigener Rat war. Dadurch sei nach islamischer Überlieferung gewährleistet, dass im Koran wirklich nur Gottes Wort stehe.
„Bei uns ist das anders, die Bibel ist über Jahrhunderte entstanden“, so Dr. Werner Weinholt. „Sie ist eine Sammlung von Büchern.“ Hier zeige sich bereits der grundsätzliche Unterschied zwischen Koran und Bibel. „Die Religion, die ich vertrete, ist mehr an Personen orientiert. Ein Christ sieht die Bibel nicht als Offenbarung. Die Offenbarung ist Jesus und sein Wirken. Die Bibel ist das Schriftzeugnis.“
Die rund 25 Besucher des Gesprächsabends hatten jede Menge Fragen. Zum Beispiel zur Verbindlichkeit der göttlichen Offenbarungen im Koran. „Für Muslime gibt es bestimmte Grundsätze, die nicht zu interpretieren sind“, erklärt El- Naggar. „So wie das fünfmalige Beten oder die Fastenzeit.“ Es gebe aber viele Worte und Verse, die mehrdeutig seien und interpretiert würden.
Weitere Fragen bezogen sich auf die scheinbare Aggressivität des Islam. „In vielen muslimisch geprägten Ländern stimmt es wirklich vorne und hinten nicht“, erklärt Maryam El-Naggar. „Staaten wie Nigeria haben teilweise einen total falschen Ansatz und leben nicht in den Rahmenbedingungen, die der Islam eigentlich vorgibt.“ Erklärungsansätze gebe es dafür mehrere. So seien die meisten Länder, in denen Muslime lebten, oft Jahrhunderte lang unterdrückt worden, teilweise ja auch heute noch. „Die Menschen dort haben freiheitlich demokratisches Denken nicht verinnerlicht.“ Falsche Lehren schwappten aus Saudi-Arabien in andere Länder. „In Saudi-Arabien gibt es die Wahhabiten. Sie haben das Geld, Leute auszubilden. Sie fahren eine knallharte und auch frauenfeindliche Linie.“ Maryam El-Naggar macht deutlich: „Der Koran bedarf der Interpretation. Er muss aus seiner Zeit heraus gesehen werden.“ Radikale Ströme hätten ein anderes Wortverständnis und verstünden den Koran eins zu eins. „Der Koran wird missbraucht für Machtzwecke.“

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