Spagat zwischen Nähe und Distanz

Lippische Pfarrerinnen und Pfarrer befassten sich mit Gesundheitsfürsorge im Beruf

Kreis Lippe. Wenn die Grenzen zwischen Freizeit und Dienst verschwimmen, wenn dann zusätzlich noch neue Herausforderungen im Alltag bewältigt werden müssen, dann kann es schwer werden, das richtige Maß an Nähe und Distanz zur Arbeit zu finden. Erschöpfung bis zum Burnout kann die Folge sein.

Die Amtliche Pfarrkonferenz, die in diesem Jahr zum ersten Mal in der Geschichte der Lippischen Landeskirche aufgrund der Coronapandemie digital stattfand, hatte „Gesundheit im Pfarrberuf. Engagement und Distanz – Strukturen schaffen, Haltung stärken“ zum Thema. „Corona hat es nicht leichter gemacht, immer neue Wege zu suchen und zusätzliche Anforderungen zu bewältigen,“ stellte Landessuperintendent Dietmar Arends zum Auftakt fest.

Referent Carsten Burfeind (Trainer und Mediator zur psychischen Gesundheit und psychischen Belastungen bei der Arbeit, Berlin) beleuchtete vor rund 80 lippischen Pfarrerinnen und Pfarrern eindrücklich die Probleme, die sich aus einer zu großen Verausgabungsbereitschaft und zu geringer Distanzierungsfähigkeit, also einem Ungleichgewicht von Nähe und Distanz zur Arbeit, ergeben können. In diesem Zusammenhang sei „Selbstsorge vor Fürsorge“ extrem wichtig, so Burfeind. Zufriedenheit im Pfarrberuf lasse sich erreichen, wenn die Bedürfnisse von Gemeinde, Arbeitgeber Kirche und sich selbst überein gebracht seien. Dafür brauche es einen ausreichenden Handlungs- und Gestaltungsspielraum, Beteiligung und Mitsprache, Wertschätzung und Anerkennung sowie soziale Unterstützung durch den Arbeitgeber. Carsten Burfeind: „Gesundheit und Wohlbefinden sind ein Teil der Bedingungen für gute Arbeit. Die objektiven Arbeitsbedingungen müssen so strukturiert sein, dass Sie Ihre Arbeit tun können. Da gehört die Unterstützung durch die Kirchenleitung dazu und dass Sie selber achtsam mit sich umgehen im Spagat zwischen Nähe und Distanz zur Arbeit. Wenn das passt, dann passt‘s“.

Die Pfarrkonferenz thematisierte auch verschiedene Angebote, die dabei unterstützen können, wieder in eine ausgeglichene Haltung zu kommen – sei es die mehrwöchige begleitete Auszeit im Haus Inspiratio bei Hannover, vorgestellt von Dipl.-Psych. Meike Kohzer, die berufliche und praxisbegleitende Supervision im Alltag, vorgestellt von Pfarrer Thomas Groll (Dozent im Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Evangelischen Kirche von Westfalen), eine pastoralpsychologische Beratung, angeboten durch Pfarrerin Susanne Eerenstein, Leiterin des Ev. Beratungszentrums der Lippischen Landeskirche, oder auch sogenannte Bilanzkollegs, über die Landessuperintendent Dietmar Arends berichtete. Ganz praktisch und konkret wurden die Teilnehmenden eingeladen, bei Bedarf diese Angebote in Anspruch zu nehmen.

07.09.2021