Die Rolle der Kirche in der Corona-Pandemie

Landessuperintendent Dietmar Arends hebt im Bericht des Landeskirchenrates die Nächstenliebe und die Bedeutung der Seelsorge hervor

Kreis Lippe/Detmold. Die Liebe zum Nächsten muss der wichtigste Maßstab kirchlichen Handelns bleiben, - dies hat Landessuperintendent Dietmar Arends zum Auftakt der ersten digitalen Landessynode der Lippischen Landeskirche am Samstag, 22. Januar, im Bericht des Landeskirchenrates, in welchem kirchliche und gesellschaftliche Entwicklungen des vergangenen Jahres thematisiert werden, hervorgehoben: „Der Auftrag der Kirche besteht darin – gerade in einer Zeit wie dieser – den Menschen Gottes Zuwendung und seine Nähe weiterzusagen.“ Der Grundgedanke der Gottesliebe und der Nächstenliebe müsse auch in den Zeiten der Corona-Krise leitend sein für das Handeln der Kirche: „Die Kirche muss also auch in dieser Zeit die Menschen in den Blick nehmen, die unter dieser Krise in besonderer Weise leiden. Gleichzeitig gehört nach unserer Auffassung zu gelebter Nächstenliebe auch dazu, zum Schutz des Lebens beizutragen, wo wir es können.“

Manchmal werde der Kirche „Staatshörigkeit“ vorgeworfen. Grundsätzlich gelte natürlich, dass jede Maßnahme, die die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger einschränke, hinterfragbar sein müsse. „Und es stimmt, Kirche sollte ein Ort sein, an dem unterschiedliche Haltungen und Auffassungen zur Sprache gebracht werden können und respektiert werden, wenn auch gegenwärtig kursierende Verschwörungstheorien hier deutliche Grenzen markieren.“

Im Blick auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie könne sich Kirche allerdings nicht gleichsam neutral verhalten oder positionieren. Sie müsse sich für den eigenen Bereich entscheiden. Dietmar Arends: „Leitend ist dabei für uns, dass zur Nächstenliebe gehören muss, das Leben des Nächsten und der Nächsten zu schützen. Wir handeln in der Coronapandemie nie nur für uns selbst, sondern was wir tun, trägt zum Schutz oder eben zur Gefährdung des Lebens anderer bei.“

 

Seelsorge

Besondere Bedeutung komme der Seelsorge zu. In ihr gewinne die Nächstenliebe Gestalt. Mit ihr wende sich die Kirche Menschen in schwierigen, bedrängenden, manchmal aussichtslos erscheinenden Lebenssituationen zu: „Sie tut dies ohne Ansehen der Person oder ihrer Zugehörigkeit zur Kirche.“ Sie sei Aufgabe der Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch viele Ehrenamtliche engagierten sich dankenswerterweise. Seelsorge geschehe in den Kirchengemeinden und an vielen anderen Orten, vor allem in den Kliniken, den stationären Einrichtungen der Altenhilfe, als Schul- und Kurseelsorge, in der Telefon- und der Notfallseelsorge. Dietmar Arends: „Hier konnten durch entsprechende eigene Ausbildungsangebote zuletzt auch etliche Ehrenamtliche neu für diese Aufgabe gewonnen werden. Alle diese Bereiche waren und sind in der Zeit der Coronapandemie in besonderer Weise gefordert.“ Dies unterstreiche, wie sehr die Seelsorge Kernaufgabe von Kirche ist und sein müsse. Sie könne derzeit nur auf Abstand und unter Beachtung der Hygienemaßnahmen geschehen: „Umso dankbarer können wir sein für die vielen Wege, die gesucht und gefunden wurden, um für die Menschen seelsorgerlich da zu sein.“ Dazu gehörten Gesprächsangebote von Pfarrerinnen und Pfarrern in offenen Kirchen, Telefonkontakte zu älteren Gemeindegliedern, Besuche und Seelsorgegespräche mit Abstand und mit Maske vor der Tür oder auf der Terrasse oder auch die Arbeit des Evangelischen Beratungszentrums.

 

Der ferne Nächste

Landessuperintendent Dietmar Arends ging außerdem auf die Situation in anderen Teilen der Welt ein, wie zum Beispiel in Indien oder auf dem afrikanischen Kontinent. „Über die Missionswerke, unsere eigenen Partnerschaften, die Weltbünde und Brot für die Welt sind wir als Kirche vernetzt mit Menschen an ganz anderen Orten dieser Welt.“ Das könne immer wieder den Blick öffnen für den „fernen Nächsten“. Christliche Nächstenliebe zeichne sich auch dadurch aus, dass sie nicht vor Grenzen haltmache. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie seien an manchen Orten dramatisch. „Menschen verlieren ihre Arbeit und ihr Einkommen und anders als bei uns fangen keine staatlichen Maßnahmen sie auf.“ Die scheidende Präsidentin von Brot für die Welt, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, habe in den letzten Monaten immer wieder auf die zum Teil dramatische Situation in den ärmsten Ländern dieser Welt hingewiesen. Für viele Menschen auf der Welt ist durch Corona der Hunger zurückgekehrt auch dort, wo er schon überwunden schien.

Eine weitere Folge der Pandemie sei, dass andere wesentliche Fragen teilweise völlig aus dem Blick gerieten. Dazu gehörten die Frage der Gerechtigkeit, die Frage von Armut und Hunger in der Welt, der Klimawandel und die Situation der Flüchtlinge an den Außengrenzen Europas, in Griechenland, in Bosnien-Herzegowina. Dietmar Arends: „Es ist ein zum Himmel schreiender Skandal, unter welchen Bedingungen Menschen dort leben müssen.“

 

Weitere Infos zur Lippischen Landeskirche:

Rund 150.000 Gemeindeglieder
65 reformierte und lutherische Gemeinden (54 ref., 10 luth., 1 ev.*)
4 reformierte und 1 lutherische Klasse
57 Synodale

*  Lockhausen-Ahmsen ist eine evangelische Kirchengemeinde mit Mitgliedschaft in der reformierten Klasse West und in der Lutherischen Klasse.

Die Verhandlungen der Lippischen Landessynode sind öffentlich und können per Livestream, erreichbar über www.lippische-landeskirche.de verfolgt werden.

Bericht Landeskirchenrat

22.01.2021