Türchen 20

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Die Christrose

Morgen, am 21.12., beginnt der kalendarische Winter. Das Laub ist von den Bäumen gefallen, sie stehen kahl in der Landschaft. Es ist kalt und ungemütlich. Vielleicht fallen ein paar Schneeflocken. Auch die Sonnenstrahlen haben keine wärmende Kraft mehr. Die ganze Natur scheint eine Pause zu machen.

Die ganze Natur? Nein! Eine kleine Blume zeigt sich mitten im Winter in ihrer ganzen Blütenpracht. Sie hat seit ihrer Kultivierung in den Klöstern des frühen Mittelalters stets für Aufsehen gesorgt und aufgrund des Ereignisses zu Beginn des neuen Kirchenjahres ihren Namen erhalten: die Christrose.

Es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. 

Um diesen Bibeltext des Propheten Jesaja den Gläubigen zu verdeutlichen, wird Christus in bildhafter Darstellung als Blume symbolisiert und besungen.

So wird bereits zur Adventszeit der Wunsch und die Sehnsucht nach dieser Blume deutlich: „O Erd, herfür dies Blümlein bring, o Heiland, aus der Erden spring“ (eg 7, 3). Die adventlichen Farben von hoffnungsvollem Grün und liebevollem Rot verwandeln sich zur Weihnachtszeit in ein reines, vollkommendes Licht-Weiß: „Das Blümlein so kleine, das duftet uns so süß; mit seinem hellen Scheine vertreibt´s die Finsternis. Wahr´ Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem Leide, rettet von Sünd und Tod“ (eg 30, 3).

Ihnen einen gesegneten vierten Advent.


Tipp:

  • Verblühte Christrosen aus dem Topf nehmen und mit dem Wurzelballen an einen halbschattigen Platz im Garten pflanzen. Im nächsten (Kirchen-)Jahr werden Sie sich wieder an der Blüte erfreuen können.
  • Verwandte der Christrose ist die Lenzrose. Sie blüht ab März und ist neben Kornelkirsche, Krokus und Schneeheide ein erster nennenswerter Nektarspender für (Wild-)Bienen und Hummeln.

Thomas Fritzensmeier