Besonderer Akzent

Musical brachte mehr als 600 Besucherinnen Katharina von Bora näher

Energisch und leidenschaftlich: Miriam Küllmer-Vogt als Katharina von Bora

Kreis Lippe/Horn-Bad Meinberg. Das Jahresfest der „Evangelischen Frauen in Lippe“ (EFiL) hatte aus Anlass des Reformationsjubiläums in diesem Jahr einen ganz besonderen Akzent. Das Leitungsteam der EFiL um Pfarrerin Brigitte Fenner hatte Miriam Küllmer-Vogt vom „Theater Zauberhand“ eingeladen. Sie gastierte am Mittwoch, 20. September, mit ihrem Kammermusical „Wenn Engel lachen…

Die Liebesgeschichte(n) der Katharina von Bora“ im Bad Meinberger Kurtheater.

Die Theologin und Künstlerin bot eindrückliche Einblicke in das Leben einer starken Frau. Bei aller künstlerischen Freiheit blieb das Musical dabei eng an den historischen Begebenheiten. Gleich das erste Lied, in dem Pianist Gernot Blume in die Rolle des Reformators schlüpfte, war mit zahlreichen Zitaten aus dessen Briefen an Katharina von Bora ausgestattet. „Geliebter Herr Käthe“: So hat Martin Luther seine Frau wegen ihrer energischen Art tatsächlich gerne betitelt.

Dabei sieht es am Anfang der Geschichte anders aus. Als die Besucherinnen im Kurtheater erstmals Katharina von Bora kennenlernen, hat sie gerade herausgefunden, dass ihre Freundin Ave in Martin Luther verliebt ist. Katharina selbst ist verliebt in Hieronymus Baumgartner, einen Kaufmannssohn aus Nürnberg. Sie wollen heiraten. Doch es kommt anders. Da Luther zu lange zögert, kommt eine Liaison mit Ave nicht zustande, während Hieronymus‘ Vater die Verlobung wieder löst, weil er eine Ehe seines Sohnes mit einer entlaufenen Nonne nicht akzeptiert. Sie stellt alles in Frage. „Wo bist du, Schöpfer der Welt, der mich angeblich unendlich sanft in seinen Händen hält?“, singt sie, und fängt auch an, am Mut Luthers zu zweifeln, ehe ein neuer Gedanke reift. „Vielleicht braucht der Herr Reformator eine Frau an seiner Seite, die ihm den Rücken stärkt“, meint sie. „Und ihm zeigt, wo es langgeht.“

Aber erneut zögert Luther. „Die Reformation darf nicht gefährdet werden, es ist Wasser auf die Mühlen meiner Gegner“, ahmt sie ihn überzeugend nach. Schließlich wisse man: „Wenn Mönch und Nonne beieinanderliegen, dann zeugen sie den Antichrist.“ Doch sie erkennt singend: Es kann nur das „Drohbild eines Wichts“ sein, denn wenn zwei Menschen beieinanderliegen, „dann lieben sie sich und sonst nichts“. An ihrem 26. Geburtstag gibt sie selbst Luther den Anstoß, ihr einen Heiratsantrag zu machen, am 13. Juni 1525 folgt die Hochzeit im Schwarzen Kloster Wittenberg.

„Wie nebenbei hat Miriam Küllmer-Vogt auch die Kernthemen der Reformation unterhaltsam und theologisch fundiert diskutiert“, freute sich Pfarrerin Brigitte Fenner. „Aber wie groß ist heute unsere Sehnsucht nach einer Kirche der Freiheit?“, fragte sie in der anschließenden Andacht. Auch heute gäbe es Themen, für die Frauen mit der Entschiedenheit einer Katharina eintreten würden. Als Beispiel nannte sie ein offenes Miteinander der Religionen oder deutlich Ja zu sagen zur Gleichstellung aller Lebensformen – denn wie sang Katharina: „Die lieben sich und sonst nichts.“ Brigitte Fenner: „Wir Frauen haben heute eine starke Stimme. Katharina von Bora hätte uns darum beneidet.“

25.09.2017