Unvergleichlich schöne Musik

Kirchengesangstag ganz im Zeichen von Wolfgang Amadeus Mozart

Die Chorgruppe Bad Salzuflen eröffnete mit dem „Kyrie, Gloria“ aus der Credo-Messe das Gottesdienst-Konzert.

Kreis Lippe/Schötmar. 350 Sängerinnen und Sänger aus 24 lippischen Kirchenchören wuchsen am Sonntag, 24. September, in der Kilianskirche zu Schötmar über sich hinaus. Im Festgottesdienst zum Abschluss des 35. Kirchengesangstags trugen die Chormitglieder drei Hauptwerke der Mozartschen Kirchenmusik vor. Unterstützt von vier Gesangssolisten und knapp 20 Symphonikern der Nordwestdeutschen Philharmonie gelang es den Chören, die unvergleichlich schöne Musik im für Mozart typischen Stil einer fröhlichen Ergriffenheit vorzutragen.

Die von den Chören in Schötmar gesungene und auf den November 1776 datierte „Große Credo-Messe“ ergriff das Publikum in der Kilianskirche. Die volkstümliche Melodik strahlte eine heitere und zugleich fromme Herzlichkeit aus, der sich niemand entziehen konnte. Die beiden musikalischen Leiter des Kirchengesangstags, die Kantoren Burkhard Geweke (Detmold) und Rainer Johannes Homburg (Lemgo) hatten mit Unterstützung der Kantoren Ralf Bölting (Schötmar) und Friedemann Engelbert (Lemgo) die Credo-Messe in drei Teile getrennt, die jeweils von unterschiedlichen Chorgruppen vorgetragen wurden. Seit mehr als einem Jahr hatten sich diese Chorgruppen, jede für sich, auf ihren Part intensiv vorbereitet. So ist es zu erklären, dass die aus Laiensängern bestehenden Kirchenchöre dies Mozartsche Meisterwerk meisterhaft umzusetzen verstanden.

Eine hauptsächlich aus Detmolder Chören bestehende Gruppe unter der Leitung von Burkhard Geweke trug Mozarts „Te Deum“ vor und beeindruckte mit Harmonik und Rhythmik. Im Zusammenspiel mit den Streichern der Nordwestdeutschen Philharmonie gelang den Sängerinnen und Sängern eine überaus festliche und sehr ausdrucksvolle Darbietung. Alle Chöre zusammen vereinigten sich zum Schluss zur Motette „Ave verum“. Und auch hier gelang den Sängern und Sängerinnen ein tief bewegender und zugleich nahezu schwereloser Vortrag dieser 46 Takte, die trotz ihrer Kürze als ein Höhepunkt der Mozartschen Kunst gelten.

Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann betonte in der Festgottesdienstpredigt, dass Kirchengesang für die Sängerinnen und Sänger mehr sei als eine Freizeitbeschäftigung und für die Zuhörer mehr als ein ästhetischer Genuss. Dem Kirchengesang wohne eine missionarische Kraft inne. „Singend übersteigen wir Grenzen“, sagte Dutzmann. Die Grenzüberschreitung bedeute aber nicht Abkehr vom Leben, sondern im Gegenteil die Übernahme von Verantwortung. Wer Gott ein Loblied singe, werde anschließend im Alltag Verantwortung übernehmen für sich, für andere, für die Schöpfung und sich für Gerechtigkeit einsetzen. In diesem Sinne sei der Kirchengesang keine Dekoration sondern unentbehrlicher Bestandteil des christlichen Glaubens.

Ausrichter des Kirchengesangstags in Schötmar war der Landesverband Evangelischer Kirchenchöre in Lippe. Dessen ehrenamtlicher Geschäftsführer, Matthias Melchert, bewertete das alle drei Jahre stattfindende musikalische Großereignis als Chance für die Gemeindechöre, zu beweisen, welches Potenzial in ihnen stecke. Nach Ansicht von Melchert nutzten die Chöre diese Chance erfolgreich. Nachdem der letzte Ton in der Kilianskirche verklungen und der minutenlange Stehbeifall der Zuhörer verebbt war, bilanzierte Matthias Melchert: „Einen Kirchengesangstag solcher Güte habe ich noch nicht erlebt. Es war einmalig.“

26.09.2006