Gegen kurzfristigen Profit

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin sprach über Katechismus und Kapitalismus

Pfarrer Burkhard Krebber (links) und Pfarrer Dr. Werner Weinholt (rechts) leiteten den Gottesdienst zum Heidelberger Katechismus, an dem NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann und Kirchenpräsident Joachim Liebig von der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Partnerkirche der Lippischen Landeskirche, (von links) teilnahmen.

Kreis Lippe/Detmold. Nachhaltiges Wirtschaften als Gegenmodell zum kurzfristigen Profit forderte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin am Sonntag (20. Januar) in Detmold. Er sprach auf Einladung der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Detmold-Ost und der Lippischen Landeskirche über „Katechismus und Kapitalismus. Wirtschaftspolitik im Spannungsfeld der Werte“.

Zuvor nahm Garrelt Duin am Gottesdienst in der Erlöserkirche am Markt zur Eröffnung einer Predigtreihe zum 450-jährigen Bestehen des Heidelberger Katechismus teil, durch den Dr. Werner Weinholt, landeskirchlicher Beauftragter für das Themenjahr Reformation und Toleranz, und Pfarrer Burkhard Krebber führten. Krebber machte in seiner Predigt deutlich, wie das Unterrichts- und Bekenntnisbuch der Reformierten, der „Heidelberger Katechismus“, mit seinen 129 Fragen und Antworten zu verstehen sei. Er diene dem Ziele, „den eigenen Glauben an Jesus Christus besser zu erkennen und diesen Glauben deutlicher zu leben“.
Dass dies auch ihm ein Anliegen ist, machte Garrelt Duin, den Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann als „nicht nur politischen, sondern auch erkennbaren Christenmenschen“ charakterisierte, in seinem anschließenden Vortrag deutlich.
Er bezog sich auf das 8. Gebot „Du sollst nicht stehlen“ und die Erläuterungen des Heidelberger Katechismus dazu, die er als „Handlungsanweisung für den Alltag“ versteht. Der 44-jährige warb vor rund 150 Zuhörern für soziale Marktwirtschaft, nachhaltiges Wirtschaften und ein verantwortungsvolles Unternehmertum als Gegenmodell zum kurzfristigen Profit: „Wie erwirtschaften wir den Wohlstand und wie verteilen wir ihn?“ Schon Johannes Calvin habe in Genf Geld und Zins für gute Zwecke eingesetzt, um Hunger und Massenarmut zu begegnen: „Calvin würde heute wahrscheinlich einen gesetzlichen Mindestlohn fordern und wäre ein rigoroser Verfechter der sozialen Marktwirtschaft.“ Für Duin ist eine andere als die soziale Marktwirtschaft nicht denkbar: „Wer sich nur um den Gewinn kümmert, ist aus Sicht der Bibel ein Narr“. Durch Zügellosigkeit und Gier sei die Finanzkrise mit ausgelöst worden. Freiheit sei gleichgesetzt worden mit Gewerbefreiheit. Es gehe aber um „Freiheit in Verantwortung“.
Um einen entfesselten Kapitalismus zu bändigen, seien gesetzliche Leitplanken notwendig, „nicht um Freiheit zu beschränken“, sondern um der Entgrenzung etwas entgegenzusetzen. Dazu zähle zum Beispiel, dass die Geschäfte nicht öfter als 13 Mal im Jahr an Sonntagen geöffnet haben sollten, die Unterstützung von Initiativen, die sich gegen die Spekulation mit Lebensmitteln wenden, oder auch die Vergabe von Aufträgen der öffentlichen Hand nur an Unternehmen, die ein Mindestmaß an Verantwortung wie Mindestlohn und ökologische Standards einhielten.
„Ich bin für einen engen Dialog zwischen Kirche, Politik und Wirtschaft“, so Duin abschließend, weil aus diesem Dialog auch Spannungen entstehen. Solche Debatten können ein Wert an sich sein.“ Denn der „Wert“ habe neben der ökonomischen auch eine religiöse und philosophische Bedeutung. Dies müsse in den Mittelpunkt einer modernen Wirtschaftspolitik rücken.
 

21.01.2013