Erinnerung wachhalten

Gedenkfeier für die Opfer der Hexenverfolgung

Gedenkfeier für die Opfer der Hexenverfolgung. Mit Pfarrer i.R. Martin Hankemeier, Valentinian Zelle und Christ-Dore Richter (von links).

Detmold. Zur Gedenkfeier für die Opfer der Hexenverfolgung in Detmold haben der Arbeitskreis Hexenverfolgung, der Ortsverein Detmold im Lippischen Heimatbund, die Stadt Detmold und die Lippische Landeskirche am Erinnerungsort für die Hexenverfolgung in der Anna-Maria-Tintelnot-Twete eingeladen. Es sprachen die stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter sowie Pfarrer i.R. Martin Hankemeier vom Arbeitskreis. Im anschließenden Rundgang zeigte Gesine Niebuhr Stationen in der Stadt, die für die Geschichte der Hexenverfolgung in Detmold von Bedeutung sind und berichtete über Einzelschicksale.

Zwischen 1583-1676 fielen in Detmold und Umgebung mehr als 50 Menschen dem Hexenwahn zum Opfer. Anna Maria Tintelnot wurde nach dreimaliger Folter ohne Geständnis 1654 entlassen und floh. Das vom Ehemann angerufene Reichskammergericht erklärte die Prozessführung des Detmolder Peinlichen Halsgerichts für rechtswidrig und ordnete 1665 die Rückgabe des beschlagnahmten Familienvermögens an, womit die Detmolder Hexenprozesse bald ihr Ende fanden. In der Nähe ihres vermuteten Wohnortes erinnert ein Straßenschild, das zum Denkmal führt, an ihr Schicksal.

Pfarrer i.R. Martin Hankemeier vom Arbeitskreis Hexenverfolgung in Detmold begrüßte rund 20 Gäste zur ersten Gedenkfeier am Denkmal, die Trompeter Valentinian Zelle mit Chorälen von Friedrich Spee von Langenfeld umrahmte. Spee machte sich im 17. Jahrhundert als Kritiker der Hexenprozesse einen Namen. Hankemeier sagte: „Wir wollen die Erinnerung an die Verbrechen wachhalten, damit sich so etwas nicht wiederholt. Sündenböcke für Missstände werden immer gesucht. Es reichten nichtige Anlässe aus, jemanden zu beschuldigen. Wenn ein Kind bei der Geburt starb, galt die Hebamme als verhext. Durch Folterungen erpresste Geständnisse führten zur Vernichtung durch Feuer, denn von Hexen und Zauberern sollte nichts übrigbleiben. Wir wollen diesen unschuldigen Opfern ihre Ehre und Würde zurückgeben und sie in Erinnerung halten.“ Hankemeier zitierte die „Blomberger Erklärung“ von 2012, die bekennt, dass die Hexenverfolgung ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Missbrauch des christlichen Glaubens war. 

Die erste stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter überbrachte Grüße von Bürgermeister Frank Hilker und der Stadt Detmold, die den Blumenschmuck zur Gedenkfeier stiftete. Es sei wichtig, dass die Betonung der Würde des Menschen gleich am Anfang des Grundgesetzes stehe, sagte Richter. Sie betonte außerdem, dass jeder in Verruf geraten und vorverurteilt werden könne. Es sei daher besonders wichtig, Zivilcourage zu zeigen und einzuschreiten, wenn andere in Not sind. Sie dankte dem Arbeitskreis und überreichte ein Gastgeschenk. 

18.05.2022