Archiv 2005 - 2001

20.02.2003

Helfen, wenn Sprache nicht mehr greift

Pressemitteilung: Seminar der Ökumenischen Krankenhaushilfe in Stapelage

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Ursula Olsen (links) und Renate Wecker in der kleinen Kapelle des Klinikums Lemgo.

Das dreitägige Seminar im Haus Stapelage stand unter dem Motto „Wenn Sprache nicht mehr greift“. Renate Wecker und Ursula Olsen, seit mehr als zehn Jahren in der Krankenhaushilfe am Klinikum Lippe-Lemgo tätig, kennen diese Situation. „Wenn wir Menschen am Krankenbett besuchen, dann hören wir ihnen zunächst zu. Viele Kranke müssen über ihre Probleme, ihre Gedanken reden können. Doch es gibt auch Patienten, die nicht reden und trotzdem Trost und Hilfe brauchen.“
Für solche Situationen vermittelte das von Pfarrerin Karin Grunau geleitete Seminar das nötige Rüstzeug. Sprachtherapeutin Silke Erdmann informierte über die vielfältigen Gründe für das Schweigen oder für Sprachstörungen von Patienten: Krankheiten wie Alzheimer oder Schlaganfall, Demenz oder Tumore können dafür ebenso verantwortlich sein wie psychologische Faktoren. Mit diesem Hintergrundwissen wagten sich die Teilnehmerinnen an praktische Übungen. Einige schlüpften in die Rolle der Patienten, andere machten sich behutsam an die Kontaktaufnahme mit der schweigenden „kranken“ Frau gegenüber. Vorsichtige Kontaktaufnahme, freundliches Reden ohne Antwort zu erwarten, ganz selten auch leichte Berührungen – all das half, die Situation der Patienten zu verstehen und mit ihnen umzugehen. Ursula Olsen: „Manchmal spendet man Trost und Freude, wenn man Kleinigkeiten ans Krankenbett mitbringt, einen schönen Duft etwa, oder einen einfachen mineralischen Stein, den man dem Patienten in die Hand legt.“
Kommunizieren ohne Sprache, reden, ohne auf Antwort zu warten: das muss man üben. Besonders interessant für die Seminarteilnehmerinnen war in diesem Zusammenhang der Film „Der Vater“ mit Götz George in der Titelrolle. George leidet darin unter Alzheimer, Kommunikation mit den Familienangehörigen, die helfen wollen, wird immer schwieriger. Letztlich droht nicht nur die Kommunikation zu scheitern, sondern eine Familie zu zerbrechen.
Renate Weckers Fazit dieses Seminars: „Wir haben für unsere Arbeit in Krankenhäusern und Seniorenheimen einiges gelernt. Menschen, die nicht reden, leben oft in ihrer eigenen Fantasiewelt. Wir müssen sie und ihre Welt ernst nehmen, uns vorsichtig nähern und sie dann dort abholen, wo sie sind.“

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