Archiv 2005 - 2001

12.11.2002

Gerechtigkeit ist die Signatur des Friedens

Pressemitteilung: Professor Klaus Wengst sprach über Versöhnung

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Professor Dr. Klaus Wengst: Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden.

„Es sollen die zu ihrem Recht kommen, die es noch nicht haben. Gerechtigkeit ist dabei der Maßstab“, sagte der Theologe von der Ruhr-Universität Bochum. Das sei ein Friedensbegriff, der sich in den Anfängen des Christentums am Rande der Gesellschaft in kleinen Gruppen und Gemeinden herausgebildet habe. Die „unbedingte Versöhnungsbereitschaft“, die Ausweitung des Tötungsverbotes auf Zorn und Beschimpfung beim Evangelisten Matthäus, habe zur praktizierten Versöhnung in den Gemeinden beigetragen. Hier gehe es um „unterbrochene, abgebrochene Gewalt“, als Gegensatz zur „abbrechenden Gewalt“ der römischen Staatsordnung, der Jesus zum Opfer gefallen sei. In diesem im Neuen Testament angemahnten gleichberechtigten Umgang in der Gemeinde steckt nach Wengsts Überzeugung auch ein starkes politisches Potential. Die zentralistische Einheit als Modell für das Verhältnis der Kirchen zueinander habe keine Signalwirkung nach außen. „Einheit als versöhnte Verschiedenheit“ sei als Modell viel interessanter. „Die Frage ist, ob das nicht auch ein Modell für politisches Handeln sein könnte“, gab er zu bedenken.
Schließlich sei die Feier des Abendmahls ein Symbol für Frieden und Gerechtigkeit. Zur Einordnung der Texte des Neuen Testaments erinnerte Wengst daran, dass sie aus einer Zeit stammen, „als es das Christentum, wie wir es kennen, noch nicht gab.“ Paulus und andere seien als Sendboten des Christentums in die Synagogen gegangen. Damit verdeutlichte der Referent die Bedeutung des jüdischen Glaubens für das Christentum: „Ohne das Alte Testament, die jüdische Bibel, ist das Neue Testament nicht denkbar, hängt es in der Luft.“
Er wies außerdem darauf hin, dass die Überlieferer der neutestamentlichen Schriften „Vertreter der Nichtelite“ gewesen seien, die mit politischer Gestaltung, also auch mit Friedenspolitik nichts zu tun gehabt hätten. In dieser Randlage müsse christliches Handeln ansetzen. Dabei sei Friede als „gleichberechtigte Teilhabe“, als „Friede zwischen den Kulturen“ zu verstehen.

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