Archiv 2005 - 2001

23.04.2002

Ein Babykörbchen in Lippe

Pressemitteilung: Ein Babykörbchen in Lippe - Möglichkeit, neugeborene Kinder anonym abzugeben

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Dr. Klaus Wesseler, Chefarzt der Kinderklinik im Klinikum Lippe Detmold, erläutert, wo das Fenster des Babykörbchens entstehen soll und wie es funktioniert.

In Deutschland werden jährlich 40 bis 50 Neugeborene aufgefunden, die an unbekannten Orten ohne ärztlichen Beistand geboren und anschließend von ihren Müttern ausgesetzt werden. Die Hälfte dieser aufgefundenen Säuglinge ist tot. Die Dunkelziffer an ausgesetzten Kindern, die unentdeckt sterben, dürfte erheblich höher liegen.
Nachdem in Hamburg 1999 bundesweit die erste „Babyklappe“ geschaffen wurde, ist man vielerorts diesem Beispiel gefolgt. Heute gibt es in Deutschland etwa 40 solche Einrichtungen, wo verzweifelte Mütter ihr Kind hinterlassen können in der Gewissheit, dass es versorgt wird. Bisher gibt es diese Möglichkeit im Kreis Lippe nicht. Auch hier sind in den vergangenen Jahren neugeborene Kinder getötet oder ausgesetzt worden. So fanden im September 1999 Jugendliche auf einem Parkplatz in Lage ein lebendes Baby. Trotz monatelanger polizeilicher Ermittlungen konnten die Eltern dieses Kindes nicht gefunden werden. Inzwischen ist der kleine Junge adoptiert worden. Der Jugendhilfeausschuss in Lage hat sich in den Jahren 2000 und 2001 mit der Frage einer Babyklappe beschäftigt.
Nach sorgfältigen Vorbereitungen steht nun die Gründung in Detmold bevor. Das gemeinsame Projekt ist durch ein Netzwerk gekennzeichnet, das Müttern in Not nicht nur Hilfe bei der Geburt, sondern auch schon während der Schwangerschaft anbietet: Das Klinikum Lippe-Detmold als rechtlicher Träger bietet die erforderliche medizinische Versorgung. Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung verfügt über psychologische Fachkompetenz. Die Fürstin-Pauline-Stiftung hat Möglichkeiten der Kinder- und Jugendhilfe, zum Beispiel das Wohnangebot des Mutter-Kind-Hauses. Das Diakonische Werk schließlich kann allgemeine soziale Beratung leisten. Diese Institutionen bilden den Trägerkreis als Netzwerk. Unterstützt wird das Projekt auch von der Caritas Lippe. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen ausdrücklich erwünscht und notwendig. Maria Prinzessin zur Lippe, Mutter von vier Kindern, hat die Schirmherrschaft übernommen.
Im Nebeneingang der Kinderklinik in Detmold können Mütter ihr Kind anonym abgeben. Das „Babykörbchen“ gewährleistet die medizinische Versorgung und notwendige Pflege. Die Kinder werden erst nach acht Wochen zur Adoption freigegeben – so lange kann die Mutter ihre Entscheidung rückgängig machen. Zur Identifizierung dient ein Fußabdruck, den die Mutter von ihrem Kind machen kann.
Die Einrichtung des „Babykörbchens“ kostet nach erster grober Schätzung 60.000 bis 70.000 Euro. Dieser Betrag soll durch Spenden aufgebracht werden. Dazu ruft der Trägerkreis auf. Die Verantwortlichen hoffen, dass das Babykörbchen im Herbst dieses Jahres eröffnet werden kann. Geplant ist die Gründung eines gemeinnützigen Fördervereins „Babykörbchen Lippe“.
Ein Spendenkonto ist bereits vom Diakonischen Werk eingerichtet: Kontonummer 36400 bei Sparkasse Detmold (BLZ 47650130), Stichwort: „Babykörbchen Lippe“.

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