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13.04.2004

„Brot und Wein“ im Freilichtmuseum

Pressemitteilung: „Brot und Wein“ im Freilichtmuseum. Landessuperintendent Noltensmeier gestaltet erste biblische Sonderführung in diesem Jahr

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Vor dem Osnabrücker Hof: Fast hundert Interessierte nahmen an der Führung mit Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier teil.

Die biblischen Bezüge, die der leitende Theologe der Lippischen Landeskirche in niederdeutschen Hallenhäusern, an Töpferei, Wegkapelle oder im Bauerngarten herstellte, waren vielfältig, teils naheliegend, teils überraschend. Im Osnabrücker Hof sprach Noltensmeier angesichts des Essplatzes von der Tischgemeinschaft als einer der wohl ursprünglichsten und verbindlichsten Formen menschlicher Gemeinschaft. Im Bauernhaus früherer Tage war sie patriarchalisch geordnet: Hausherr und Hausfrau an den Kopfenden des Tisches, längs die Knechte, gegenüber die Mägde, dann die Kinder nach dem Alter, notfalls stehend. Immerhin saßen Herr und Knechte an einem Tisch.
Noltensmeier: „Die Gemeinschaft, zu der Jesus einlädt, kommt ohne Hierarchie aus.“ Er aß und trank mit den Ausgestoßenen, mit den Verachteten – und war außerdem, obwohl „Hausvater“, besitzlos und selber Gast.
Der lippische Meierhof gab Gelegenheit, die karge Kost zu beschreiben, die auch in großbäuerlichen Verhältnissen den Alltag bestimmte. Wein war fast unerschwinglich und kam höchstens bei Hochzeitsfesten auf den Tisch. Da ließ man sich nicht lumpen – und hatte dann oft lange an den Schulden zu tragen. Auf der biblischen Hochzeit von Kana hätte sich der Gastgeber fast bis auf die Knochen blamiert, denn der Wein ging aus. Da verwandelte Jesus Wasser in Wein, wie der Evangelist Johannes berichtet.
An der Prozessionskapelle von 1775 sprach der Theologe von der Nahrung unterwegs, von den ungleichen Zwillingsbrüdern Jakob und Esau aus dem Alten Testament. Der Jäger Esau, triebhaft und unbeherrscht, verkauft seinem listigen Bruder das Recht des Erstgeborenen um ein Linsengericht. Das Volk Israel, das die Wüste durchwandert, wird von Gott mit Brot und Fleisch vom Himmel gespeist. Das Brot, das in der Bäckerei im Paderborner Dorf gebacken und von Museumsbesuchern gerne gekauft wird, eröffnete eine Fülle von Verbindungen zur Bibel: Der Mensch hat sich das Paradies verscherzt und muss nun „im Schweiße seines Angesichts“ sein Brot erwerben. Der Prophet Jesaja ruft zur Solidarität mit den Bedürftigen auf: „Brich dem Hungrigen dein Brot...“ Schließlich bezeichnet sich Jesus als Brot des Lebens: „Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern.“
Vor dem jüdischen Wohn- und Geschäftshaus aus Ovenhausen bei Höxter, noch im Aufbau befindlich, beschrieb der Landessuperintendent den Ursprung des Passamahls, das an den hastigen Auszug des Volkes Israel aus Ägypten erinnert. Es ist Hintergrund für das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte: In Brot und Wein ist der Auferstandene für Christen auf der ganzen Welt gegenwärtig.
Abschluss in der Kapellenschule aus dem Siegerland: Jesus teilt das Brot für seine beiden Jünger in Emmaus, die ihn erst in diesem Moment erkennen, las Noltensmeier aus dem Lukasevangelium vor. Und schließlich: Ein Gedicht von Pauline zur Lippe, aus dem tiefe Frömmigkeit spricht: „Abendmahl in schwerer Stunde“, geschrieben vor der Geburt ihrer Tochter Luise.

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