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13.12.2003

Politiker unisono: Kirche soll sich einmischen

Pressemitteilung: Politiker unisono: Kirche soll sich einmischen. Neuer Rat der EKD in Berlin vorgestellt

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Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier (rechts) im Gespräch mit dem EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber.

Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier, der dem neuen Rat angehört, steht den Erwartungen der Politik aufgeschlossen gegenüber: Da die Kirche für die Orientierung an den christlichen Werten einstehe, sei sie auch bereit, öffentlich Stellung zu beziehen. Als Vertreter des reformierten Protestantismus im Rat der EKD sei ihm das gesellschaftspolitische Engagement, ein Wesensmerkmal reformierter Christen, ohnehin in besonderer Weise aufgetragen.
Zuvor hatte Bundesinnenminister Otto Schily betont: „Die Kirche kann und darf zu ethischen Fragen nicht schweigen.“ Auf dem Fundament des Glaubens, so der Minister, sei dieses Eintreten wohl besonders mutig und klar möglich. Diese Erwartung an Kirche würde auch von Menschen geteilt, die in Distanz zu ihr leben oder keiner Konfession angehören. Die grüne Bundestagsfraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt sagte dem EKD-Rat und seinem Vorsitzenden, dem Berliner Bischof Wolfgang Huber: „Wir brauchen ihr Wort, ihren Rat und auch ihre Ermahnung.“ Dem Dank an den bisherigen Rat der EKD mit seinem Vorsitzenden Manfred Kock schlossen sich auch die Vorsitzenden von CDU und FDP, Angela Merkel und Guido Westerwelle an. Alle ermutigten den neuen Ratsvorsitzenden Huber, seinen bisherigen Stil weiterzuführen. Schily: „Konflikte nehmen Sie als Herausforderung zu Streitgespräch und Dialog.“
Das Verhältnis zwischen Kirchen und künftiger europäischer Verfassung, über die zu gleicher Zeit in Brüssel verhandelt wurde, war ein Thema fast aller Redebeiträge. Noltensmeiers Position: Die Verfassung sollte ausdrücklich Bezug auf Gott nehmen. „Dies wäre der deutliche Hinweis darauf, dass wir Menschen uns nicht absolut setzen dürfen – diese heilsame Begrenzung als Bestandteil der Verfassung würde niemanden überfordern.“ Ebenso wichtig sei, dass die unterschiedlichen Verhältnisse zwischen Staat und Kirche in den europäischen Ländern anerkannt würden. Die bevorstehende, aber auch eine eventuelle spätere Ost-Erweiterung der Europäischen Union hat nach Noltensmeiers Worten für die Lippische Landeskirche und ihre Partner in Polen, Litauen und Ungarn, aber auch in Rumänien spezielle Bedeutung. Solche Partnerschaften könnten für die Frage der Menschenrechte im Blick auf die Politik eine Rolle spielen. Dies gelte auch allgemein für die internationalen Beziehungen des Rates der EKD.
Besonders betonten die Politiker, sowie Charlotte Knobloch als Vizepräsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, die Wichtigkeit des Dialogs zwischen Juden, Christen und Muslimen. Knobloch würdigte das Verdienst von Manfred Kock, der den christlichen Antijudaismus bewusst gemacht habe: „Die christlichen Kirchen sind immer wieder energisch gegen Antijudaismus eingetreten.“ Knobloch warnte vor einem „blauäugigen“ Einbringen in einen christlich-jüdischen Schmelztiegel: Die jeweilige Identität müsse bewahrt werden. Und: „Wer die eigenen Grenzen nicht kennt, kann die Grenzen der anderen nicht respektieren.“

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