Archiv 2005 - 2001

31.10.2003

Flamme, Wärme, Feuerstelle

Pressemitteilung: Abschluss der biblischen Sonderführungen im Freilichtmuseum

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Am Kaminfeuer des Münsterländer Gräftenhofes: Landessuperintendent Noltensmeier erläutert biblische Bezüge des Feuers.

Seit Ostern waren im Jahr der Bibel monatlich solche Führungen angeboten worden – zu Themen wie „Tür und Tor“, „Brunnen, Waschlucht, Pumpe“ oder „Dach und Giebel“. Abschließend also stand das Feuer im Mittelpunkt.
Das Feuer besitzt keine göttliche Macht, sagt die Bibel: Es wird von Gott beherrscht. Damit unterschied sich das biblische Israel von seinen heidnischen Nachbarvölkern, die im Feuer selbst Götter, bedrohliche oder segensreiche, verehrten oder fürchteten. Am knisternden Kaminfeuer im Münsterländer Gräftenhof beschrieb der leitende Theologe der Lippischen Landeskirche, wie der Glaube an den einen Gott eine nüchterne Sicht auf das Feuer mit sich bringt, ohne Mythos. Dennoch bleibe das Gespür für die besondere Kraft des Feuers deutlich, seine Lebensnotwendigkeit als Wärme- und Lichtquelle und seine Bedrohung. Im brennenden Dornbusch offenbarte sich Gott dem Mose. Das Licht ist ein Bild für Gottes Verheißungen. Feuer dient in der Bibel als Gleichnis für die verzehrende Kraft seines Wortes: „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr...“, heißt es beim Propheten Jeremia. Die bildhafte Bedeutung der lodernden Flammen weist aber auch auf die menschliche Seele, auf Gefühle, auf Laster und Leidenschaften, von denen die Bibel weiß.
1787 brannte der Vorgängerbau des Gräftenhofes ab. Wenn das offene Feuer nicht sorgfältig gehütet wurde, war die Existenz der Bewohner bedroht.
Im Westmünsterländer Hof ist die Feuerstelle mit Delfter Kacheln ausgestattet, die biblische Motive zeigen. An langen Winterabenden mochte man wohl die dazu gehörenden Geschichten hören: Noltensmeier wies hier darauf hin, dass die Inhalte der Bibel lange nur mündlich überliefert worden sind.
An der Prozessionskapelle vor dem Paderborner Dorf erinnerte er an die biblischen Pilgerreisen, die ursprünglich mit Brandopfern verbunden waren. Mit dem Opfertod Christi am Kreuz sei dieser alte Opfergedanke überwunden.
Feuer ist Voraussetzung für ein uraltes Handwerk: Die Schmiede im Paderborner Dorf gab Gelegenheit, auf die Bedeutung der Schmiede im Alten Testament hinzuweisen: beim Bau des Tempels, doch auch bei der lästerlichen Herstellung metallener Götzenbilder.
Ein angenehmer Abschluss: die Bäckerei, in der am letzten Öffnungstag des Museums noch der Duft von frischem Brot hing. Der aus Schötmar stammende Ofen von 1901 wird mit Buchenscheiten beheizt. Brot, mittels Feuer gebacken – ein Motiv, das die ganze Bibel durchzieht. Die alttestamentliche Weisheit lädt ein: „Kommt, esst von meinem Brot...“ und sagt damit, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Und die besondere Bedeutung enthält das Brot im Abendmahl bei Jesus.

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