Archiv 2005 - 2001

18.09.2003

„Wille zu verantwortlicher Gestaltung“

Pressemitteilung:

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Dr. Helmut Kauther (rechts) und Henning Kreibohm von der Beratungsfirma NordWestConsult präsentierten die Vorschläge zur Struktur- und Organisationsentwicklung

Ausgehend von einer rückläufigen Mitgliederentwicklung mit sinkenden Einnahmen als Folge empfehlen die Berater Dr. Helmut Kauther, Henning Kreibohm und Jochen Zülka der Landeskirche eine entsprechende Personalentwicklung. Fast 80 Prozent des Kirchensteueraufkommens wendet die Landeskirche für Personalkosten auf. Vorgeschlagen wird, bis 2007 mindestens 25 Stellen abzubauen. Das würde eine Reduzierung von derzeit 273 auf 248 Stellen bedeuten. „Bei gleichbleibender Zahl der landeskirchlichen Stellen würden die Brutto-Personalkosten von 2002 bis 2020 von 16,6 Millionen Euro auf 23,7 steigen“, heißt es in der Analyse. Die Zahl der Kirchenmitglieder wird nach Schätzung der Beratungsfirma im gleichen Zeitraum um 35.000 auf rund 168.000 sinken. Hauptursache ist die Bevölkerungsentwicklung mit insgesamt kleiner werdender Geburtenrate. Da der Anteil der Rentner, die in der Regel keine Kirchensteuer zahlen, auch in der Lippischen Landeskirche weiter wachsen wird, vermindert sich zudem der Anteil der Kirchensteuer zahlenden Mitglieder weiter.
Zahlreiche einzelne Aufgaben, die die Landeskirche bisher wahrnimmt, wurden einer kritischen Prüfung unterzogen. Auf diese Weise kamen Einsparvorschlage von 1,5 Millionen Euro jährlich zustande. Empfohlen wird auch der Verkauf der landeskirchlichen Häuser Juist, Stapelage und Sonnenwinkel.
Die Gemeindepfarrstellen sollen für bestimmte Regionen in Verantwortung der Klassen (Kirchenkreise) unter Einhaltung einer Budgetobergrenze kontingentiert werden. Gleichzeitig wird eine verstärkte „Mitgliederpflege“ empfohlen, etwa mit differenzierten Angeboten für verschiedene Zielgruppen, besonders derjenigen ohne starke Bindung zur Kirche.
Für die Mitarbeitenden seien klare Anforderungsprofile und durchdachtes Zeitmanagement notwendig. Besonderes Gewicht erhält das Ehrenamt, das durch eindeutige Vereinbarungen, angemessene Anerkennung und Unterstützung erhalten und gefördert werden müsse. Für Organisation und Verwaltung empfiehlt NordWestConsult das sogenannte Neue Steuerungsmodell, das zu mehr Eigenverantwortung, Transparenz, Klarheit und Zielorientierung führen soll. Vorschläge gibt es auch zur Reduzierung der zahlreichen Ausschüsse und sonstigen Gremien und für eine Zusammenlegung der bisher acht in vier Klassen.
Die überörtliche Jugendarbeit der Landeskirche sollte nach Auffassung der Berater unter Federführung des CVJM-Kreisverbandes in einem „Jugend- und Freizeitwerk“ zusammengefasst werden. Familien- und Erwachsenenbildung, Frauenarbeit und der Bereich Kirche und Schule könnten zusammen ein „Evangelisches Bildungswerk“ bilden. Eine weiter reichende, alternativ genannte Möglichkeit wäre die Aufgabe einer eigenständigen evangelischen Bildungsarbeit durch Kooperation mit anderen, auch außerkirchlichen Bildungsträgern wie den Volkshochschulen.
In andere Richtung gehen die Vorschläge im Bereich der Diakonie: Das Diakonische Werk Lippe, bislang rechtlich selbständig und organisatorisch unabhängig, soll mit seinen Leitungs- und Verwaltungsorganen weitgehend mit der Landeskirche verschmelzen. Das würde zum Beispiel bedeuten, dass die Mitglieder, also die einzelnen diakonischen Einrichtungen, in der Landessynode vertreten wären.
Die Herbstsynode Ende November wird voraussichtlich erste Beschlüsse fassen. In der Zwischenzeit werden die Vorschläge auf den Klassentagen (Kreissynoden) beraten und von einem Sonderausschuss aufbereitet.
Grundlage für das Vorschlagspaket waren die Ergebnisse repräsentativ zusammen gesetzter Projektgruppen, denen Martin Böttcher als Präses im Namen der Synode dankte. Der Vorsitzende sprach von „schmerzhaften Entscheidungen“, die in Kürze zu treffen seien. „Bei der Umsetzung sind wir auf die Solidarität aller angewiesen“, fügte er hinzu und betonte gleichzeitig: „Wir sind immer noch reich an wohlwollenden Menschen, Mitteln und Möglichkeiten.“ Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier rief die Synode als höchstverantwortliches Leitungsgremium auf, jetzt den Willen zu verantwortlicher Gestaltung zu zeigen und notwendige Veränderungen zügig anzugehen. Im Eröffnungsgottesdienst hatte Kirchenrat Andreas-Christian Tübler betont, dass die Kirche die Benachteiligten nicht aus den Augen verlieren werde: „Wir werden immer auf der Seite derjenigen stehen, die die Wunden verbinden.“
Die Vorschläge sind im Internet nachzulesen: http://www.lippische-landeskirche.de/leitbild

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