Archiv 2005 - 2001

29.10.2001

Debussy und russischer Heringssalat

Kuratoriumsfest Studentenwohnheim Burse

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Die Leckereien, die beim Kuratoriumsfest der Burse angeboten wurden, entsprachen der Internationalität der Bewohner des Hauses.

Die Burse ist ein Studentenwohnheim - allerdings kein ganz gewöhnliches. Es ist ein Haus, in dem Studenten aus vielen Ländern das Zusammenleben proben. Ein internationales Haus, nicht religionsgebunden, auch wenn es der Lippischen Landeskirche gehört.
Der Verwaltung der Burse, dem Kuratorium, gehören neben Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier (als Vorsitzender) und Pfarrer Tobias Treseler auch Dr. Armin Prinz zur Lippe und die Professoren Jochen Günzel und Michael Achilles an. Asta Meier und Martina Böhm vertreten im Gremium die Studenten, sie sind vor Ort für das Funktionieren der Gemeinschaft mitverantwortlich. Studentenpfarrerin Kornelia Schauf sieht sich als „Ideengeberin“ für gemeinsame Aktivitäten und natürlich als Ansprechpartnerin bei allen Problemen.
Für alle Kuratoriumsmitglieder ist das jährliche Hausfest eine Gelegenheit, mit den Studenten zu feiern, sie besser kennen zu lernen, und vielleicht auch mal zu gucken, ob die Gemeinschaft funktioniert. Und das tut sie - zumindest, wenn man die Feier vom Donnerstag als Maßstab nehmen kann.
Die Studentinnen und Studenten der Musikhochschule boten ein „musikalisches Hors d’oeuvres“, eine Vorspeise der besonderen Art. Gekonntes Klavierspiel, niveauvoller Gesang, erstklassige Streich- und Posaunenmusik stimmten auf das ebenfalls ausgezeichnete Buffet ein. Die von den Bewohnerinnen und Bewohnern zubereiteten Spezialitäten aus Afrika, Russland, Korea und anderen Ländern boten ein buntes Bild, und die Gelegenheit für die Gäste, mal etwas Neues auszuprobieren.
„Ein Haus wie dieses lebt von der ständigen Erneuerung - es braucht Gespräche, es braucht Menschen, die sich verantwortlich fühlen“, sagte Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier zu Beginn. Für das kleine Fest am Donnerstag fühlten sich offensichtlich viele verantwortlich. Marshall Hazeke aus Nigeria beispielsweise, der als Doktorand der Bundesanstalt für Getreideforschung seit drei Semestern in der Burse wohnt, und als „Haussprecher“ das Kuratorium begrüßte. „Von Herford bis Sydney sind hier zwöf Nationen vertreten. Wir verständigen uns in vielen Sprachen, auch in ‚Denglisch‘‚ ‚Korea-Deutsch‘ und manchmal auch mit Händen und Füßen“, sagte er: „Es funktioniert. Ich bin in der Gemeinschaft groß geworden, und hier gibt es immer die Möglichkeit sich zu unterhalten. Wir versuchen, alles untereinander zu regeln“.
Die Mischung macht’s. Nicht nur unterschiedliche Nationalitäten sind hier versammelt: Die Studierenden kommen zur Hälfte von der Musikhochschule, und zur anderen Hälfte überwiegend von der Fachhochschule.
Ein Umstand, der für Natalie aus der Schweiz sehr schön ist. Die Innenarchitekturstudentin genießt den Umgang mit den Musikern. Sie findet es toll, wie spontan und problemlos die ihr Können präsentieren können. „Man kommt sonst nicht wirklich in Kontakt mit den Musikern“, sagt sie. „Das ist hier eine Gemeinschaft. Man kommt wie in eine neue Familie“, meint sie und probiert gleich noch mal was vom Buffet. Für ein „Erstsemester“ fern der Heimat sei das eine große Hilfe. Dass die Zimmer sehr schön und zudem noch günstig sind, ist da nur ein Nebeneffekt. Mehr als vier Semester dürfen Natalie, Esther, Kerstin und die anderen nicht im Haus wohnen. Die „ständige Erneuerung“ der Gemeinschaft steht dagegen. Ein fortschreitender Prozess, auf den das Kuratorium viel Wert legt. In der Burse wird ständig im Kleinen ausprobiert und gelebt, was auf Staatsebene selten funktioniert: Zusammenleben trotz unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Überzeugungen und unterschiedlicher Religionen.

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