Archiv 2005 - 2001

26.07.2001

Kirche: Eine Institution der Freiheit

Pressemitteilung: Kirche: Eine Institution der Freiheit

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Gerrit Noltensmeier

Am 4. Juni 1996 wählte ihn die Synode, das "Parlament" der Landeskirche, zum Nachfolger von Dr. Ako Haarbeck. Noltensmeier hat sich bereits als Gemeindepfarrer für eine Kirche eingesetzt, deren Stärke die Vielfalt der Gaben, Prägungen und Stile ist.
Die "Volkskirche", wie er sie versteht, ist "eine Kirche, die weiß, dass sie das Wort allen schuldig ist, in Predigt und Gespräch, in Kliniken und auf Campingplätzen, missionierend, evangelisierend, in Medien im Nah- und Fernbereich vermittelt. Sie tut dies, indem sie mit Menschen lebt, sehr nahe ihrem Alltag, ihren Festen. Ihrem Zweifel, ihrem Glauben. Sie fragt, was diesen Menschen nötig ist und achtet auf etwaige Volksbegehren als auf Stimmen, die Respekt verdienen." So beschrieb er sein Verständnis von Kirche, als er sich im Mai 1996 als Kandidat für das Amt des Landessuperintendenten der Öffentlichkeit vorstellte. Mit Pluralismus meinte er nie eine teilnahmslose Beliebigkeit, sondern "die von Gott geschenkte Vielfalt". Kirche charakterisiert er als Institution der Freiheit: "Sie lässt atmen, duldet die Querköpfe, kann die Zweifler nicht verachten, wartet auf die Distanzierten und hört gespannt auf das, was sie sagen." Kirche, allein der klaren Botschaft des Evangeliums verpflichtet, lässt sich demnach nicht für Einzelinteressen instrumentalisieren: "Sie unterwirft sich nicht - nicht unter die Zwänge von Gruppen, nicht unter ihre Programme. Sie macht es denen schwer, die das, was sie begriffen haben, mit dem Ergriffensein durch Christus verwechseln."
Mit 210.000 Mitgliedern zählt die Lippische Landeskirche zu den kleinen der 24 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Noltensmeier übernahm sein Amt in einer Zeit vielschichtiger Umbrüche. Rückläufige Einnahmen führten zu Einsparungen, die sich am stärksten im personellen Bereich auswirkten. In einem langen und oft schwierigen Prozess wurden Stellen in landeskirchlichen Einrichtungen und in Kirchengemeinden reduziert. Der Grundsatz, betriebsbedingte Kündigungen und Arbeitslosigkeit von Theologen zu vermeiden, konnte dabei eingehalten werden.
In der langen Reihe der lippischen Landessuperintendenten ist Noltensmeier der erste, der sich programmatisch dafür einsetzte, die Parallelstruktur der reformierten und lutherischen Kirchengemeinden zu überdenken. Die Diskussion darüber wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Seine Liebe zu Kunst, Musik und besonders zur Literatur äußert sich auf mancherlei Weise. Die jährlichen Bibeltage der Lippischen Bibelgesellschaft - mit dem Amt des Landessuperintendenten übernahm er auch deren Vorsitz - gestaltet er mit kulturellem Anspruch, etwa in Zusammenarbeit mit dem Landestheater Detmold. Seine Predigten und Vorträge sind sprachlich ausgefeilt, manchmal poetisch, immer hoch differenziert und frei von Worthülsen.
Gerrit Noltensmeier, 1941 in Wien geboren und seit dem 14. Lebensjahr in Lippe aufgewachsen, studierte Theologie in Marburg, Bonn, Tübingen und Wien. Als Vikar kam er nach Lemgo-Lieme, wo er ab 1971 Pfarrer war. Von 1976 an als Schulreferent der Lippischen Landeskirche für den Religionsunterricht zuständig, ging er 1980 wieder in ein Gemeindepfarramt, nämlich in der evangelisch-reformierten Gemeinde St. Johann in Lemgo. Seit 1985 gehört Noltensmeier zur Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). 1986 und erneut 1995 wurde er zum Präses der lippischen Landessynode gewählt.
Er ist verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern, Großvater eines kleinen Enkels.

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