Das Johann Rosenmüller Ensemble aus Leipzig brilliert im Ahnensaal. Mit Volker Mühlberg (Violine), Arno Paduch (Zink), Beat Duddeck (Altus), Nils Giebelhausen (Tenor), Ralf Grobe (Bass), Ina Siedlaczek und Veronika Winter (Sopran), Jürgen Banholzer (Orgel) sowie Irmelin Heiseke (Violone). (von links)

''Singet dem Herrn ein neues Lied''

Johann Rosenmüller Ensemble - Musik im Umbruch des 16. und 17. Jahrhunderts in Lippe

Detmold. Zu einem Gesprächskonzert mit Erläuterungen unter dem Titel „Singet dem Herrn ein neues Lied – Musik des 16. und 17. Jahrhunderts in Lippe“ hat die Lippische Landeskirche im Rahmen des Reformationsjubiläums in den Ahnensaal im Schloss Detmold eingeladen. Die Reformation hat als Zeit des Umbruchs auch in der Kirchenmusik in Lippe Spuren hinterlassen. Das Johann Rosenmüller Ensemble aus Leipzig interpretierte unter Leitung von Arno Paduch unter anderem Werke unbekannter Komponisten aus Lippe.

Arno Paduch, Dozent für Zink und Alte Musik der Musikhochschule in Leipzig ist ein Spezialist historischer Aufführungspraxis. 1995 gründete er das Johann Rosenmüller Ensemble, mit dem er mit nachgebauten historischen Instrumenten die Schätze unbekannter Musik des 17. und 18. Jahrhunderts bewahrt.

In großer Klangreinheit und Homogenität entfaltete das Kyrie und Gloria einer Messe des in Lemgo geborenen Arnold Grothusius (1560-1626) die Architektur einer Klang-Kathedrale des Gotteslobes. Wunderbar phrasierte Melodiebögen versetzten die Hörer mit ergreifender Polyphonie ins 16. Jahrhundert, wo diese Musik das am häufigsten aufgeführte Werk eines lippischen Musikers war. Seine Abschriften fanden den Weg nach Breslau und bis Schweden. Als Parodiemesse ist sie von venezianischer Doppelchörigkeit inspiriert. Wie stark sich Grothusius von Orlando die Lassos „Deus misereatur nostri“ (1566) anregen ließ, konnte jeder im Anschluss nachvollziehen.

Die Musik von Josquin Desprez (1450-1521) war in Lippe bekannt. So enthält ein Lehrbuch für den Musikunterricht der Lateinschule Lemgo von Johannes Zanger (1560) eine Abschrift der „Missa La sol fa re mi“, dessen Credo den Ahnensaal mit feinstem Stimmklang füllte.

Simon VI unterhielt am Schloss Brake eine Hofkapelle, dessen Musikleben der Lemgoer Johann Grabbe (1585-1655) prägte, der sich in Venedig von Gabrieli ausbilden ließ. Sein weltliches Madrigal „Lasso, perchè mi fuggi“ erhielt durch vitalen Wechsel homophoner und polyphoner Klangflächen einen ganz individuellen Charakter.

Vom lippischen Eigengewächs Johann Rike (1570-1621), der auch an der Braker Hofkapelle wirkte, erklang der Choralsatz „Vater unser im Himmelreich“. 1951 wurde vom Singverein Lemgo laut eines Zeitungsberichtes noch eine Motette von Rike aufgeführt, die heute als verschollen gilt.

Mit großem Ausdruck interpretierte Sopranistin Ina Siedlaczek  „Mein Herz ist bereit, Gott, dass ich singe und lobe“ von Schütz, dessen Werke auch in Lippe bekannt waren. Im Nachlass des Lemgoers Engelbert Kaempfer fand sich die Lautensuite „JAK“ (Krakau 1670), deren zarten Klängen Ulrich Wedemeier zu Gehör brachte. 

Um 1700 wurde ein Herforder Organist angeklagt, zu weltliche Musik zu spielen und verteidigte sich, indem er auf den modernen Stil eines Johann Speth (1664- nach 1719) verwies. In tänzerischer Leichtigkeit interpretierte Jürgen Banholzer dessen Variationssatz „Partite diverse sopra l`aria detta la Todesca“. 

Den Abschluss des Konzertes machte das Werk „Der Name des Herren ist ein festes Schloss“  von Johann Rosenmüller (1617-1684), dem das Ensemble seinen Namen verdankt und der der bedeutendste deutsche Komponist der Generation zwischen Schütz und Bach war. In großer Klangpracht erstrahlte das fünfstimmige Chorstück, dem die historischen Instrumente besondere Klangfarbenakzente verliehen. Das begeisterte Publikum spendete viel Applaus.

06.06.2017