Gründe für christliche Seelsorge an Schulen

Fachtag Schulseelsorge in Lemgo/St. Nicolai

Fachtag Schulseelsorge: mit Valentin Winnen, Elisabeth Webel, Stefanie Rosenau, Claus Wagner, Gerald Klaassen, Tobias Treseler, Juliane Arndt, Andreas Mattke, Bernd Beuscher, Maria Mühlbauer-Keul, Thomas Schlüter (von links)

Kreis Lippe/Lemgo. Das Schulreferat der Lippischen Landeskirche hat in Kooperation mit den Schulreferaten Herford sowie Minden-Lübbecke und mit Unterstützung des Pädagogischen Institutes Villigst zum ersten Fachtag für Schulseelsorge eingeladen. Schulreferent Andreas Mattke und Claus Wagner begrüßten rund 80 Teilnehmende im Gemeindezentrum St. Nicolai in Lemgo. In seinem Grußwort gab Kirchenrat Tobias Treseler der Schulseelsorge großes Gewicht. Dieses Arbeitsfeld müsse dringend weiter entwickelt werden.

Prof. Bernd Beuscher, Religionspädagoge an der Ev. Fachhochschule Bochum, beleuchtete bildungstheoretische und entwicklungspsychologische Gründe für Schulseelsorge. Während Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter sich in der Schule längst engagierten, hinke die Kirche ihrer Bildungsverantwortung hinterher. „Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir“ – eine Schule mit Seelsorge zeige, dass sie Ahnung vom Leben habe. Im Leben gebe es Fragen, die nicht nur intellektuell zu beantworten, sondern persönlich zu verantworten seien. Der Bildungsauftrag christlicher Schulseelsorge müsse die Gebrechlichkeit des Lebens in Kooperation mit Wissenschaften verantworten.

Das Glaubensbekenntnis der Leistungsgesellschaft laute: „Du musst dich beliebt machen und was leisten, sonst bist du überflüssig und keiner mag dich“. Hier werde das Klima für Mobbing angelegt. Christliche Schulseelsorge realisiere, dass Bildung nicht Programmierarbeit, sondern Beziehungsarbeit sei: Christliche Seelsorge befreie vom Bewertungszwang und lasse Menschen nicht mit „Selber schuld!“ im Stich. Anerkennung ermögliche es Menschen, sich selbst und andere wahrzunehmen. Ob guter oder schlechter Schüler, in der christlichen Seelsorge genießen beide Anerkennung. „Weil ich bedingungslos Ansehen vor Gott genieße, bin ich alle Bedingungen für meine Würde und mein Selbstbewusstsein los“. Gleiches gelte für die Anerkennung der anderen.

In vier Workshops wurden anschließend Praxis-Themen bearbeitet: Thomas Schlüter vom Pädagogischen Institut Villigst bot ein Training für „Kurzgespräche  in der Schule“ an. Juliane Arndt und Andreas Gronemeier behandelten das Thema „Tod in der Schule“ aus der Sicht der Notfallseelsorge. Möglichkeiten des „Schulgottesdienstes“ thematisierten Claus Wagner und Valentin Winnen. Prof. Bernd Beuscher gab Ratschläge „Zum richtigen Verhältnis von Distanz und Nähe in der Schulseelsorge“.

18.05.2017