Trost von Ohr zu Ohr
Jahresbericht der Telefonseelsorge Bielefeld-OWL
Bei den Themen, die in den Telefonaten zur Sprache kommen, stehen Beziehungsprobleme an erster Stelle. „Und wir beobachten einen dramatischen Anstieg bei der Zahl der Menschen mit psychischen Störungen“, erklärt Elisabeth Kamender, stellvertretende Leiterin der TS. Hier schlage sich unter anderem der Rückbau des Gesundheitssystems nieder. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin erzählt, dass viele Menschen sich an die Telefonseelsorge wenden, um die Zeit zwischen Therapien oder Terminen bei anderen Hilfen zu überbrücken. Das kann Nachts sein, am Wochenende oder wenn der Therapeut im Urlaub ist. „Bei uns geht es dennoch nicht um Therapie, sondern um ein offenes Ohr.“ Es gehe um „Zuhören und Klären, Ermutigen, Mittragen und Hinführen zu eigenen Entscheidungen“.
Wer Telefondienst leistet, hat eine intensive Ausbildungsphase absolviert, die sich über zwei Jahre erstreckt. „Ich habe erst einmal sehr viel über mich selbst gelernt“, berichtet eine neu ausgebildete Telefonseelsorgerin. Es gehe jedoch vor allem darum, ein „Gespür für Situationen“ zu entwickeln, um dann angemessen reagieren zu können. In regelmäßigen Gruppensupervisionen wird auch nach der Ausbildung immer wieder an diesen Kompetenzen gearbeitet, aber auch Probleme aufgearbeitet und gegenseitige Unterstützung geleistet. Dass dieses System von Dienst, Begleitung und Gemeinschaft funktioniert, zeigt sich schon daran, dass eine Mitarbeit von sieben Jahren bei der Telefonseelsorge Bielefeld-OWL nicht ungewöhnlich ist. Es können jedoch auch 30 werden ohne dass die Motivation für diesen Dienst nachlässt.
Die Telefonseelsorge ist deutschlandweit zu erreichen unter den kostenfreien Telefonnummern 0800 1110 111 oder 0800 1110 222.
Internet: www.telefonseelsorge-bielefeld-owl.de
22.09.2006