Besser als Fernsehen
Medienpädagoge Wilfried Brüning referierte über Medienkonsum bei Kindern
„Mit fünf habe ich meine Phantasie an Nintendo verkauft“, hieß das Thema. Wilfried Brüning stellte in der gut besuchten Aula klar, dass es nicht um die aktive Nutzung digitaler Medien ginge – die solle, wie etwa der Umgang mit digitalen Kameras, gefördert werden – allerdings müsse der passive Medienkonsum begrenzt werden. „Mir geht es nicht um die Verteufelung der neuen Medien, aber was wir nicht möchten, ist, dass unsere Kinder sich in den Medienwelten verlieren“, so Brüning.
Warum, das erklärte er anschaulich und mit tätiger Mithilfe einiger Besucher an der Entwicklung des Gehirns und der Konditionierung der sich darin tummelnden rund 100 Millionen Neuronen. Diese müssten durch Lernprozesse vernetzt werden, damit schließlich ein neugieriges Kind mit Spaß am Lernen dabei herauskomme. Anschaulich setzte er diesen Prozess mit Tennisbällen, Orangen und Zitronen in Szene. Er machte deutlich, dass die vielen Informationen, die in etlichen Fernsehformaten auf die kleinen Medienkonsumenten abgefeuert werden, nicht an bereits erfahrene Zusammenhänge anknüpfen und darum auch nicht verarbeitet werden können. „Wenn sie ihrem Kind etwas Neues beibringen wollen, muss es Ihnen gelingen, an etwas Bekanntes anzuknüpfen, auf das das Neue aufbauen kann“, beschrieb Brüning die Voraussetzungen für einen Lernprozess. Er forderte ein „Neuronenschutzprogramm“, das ähnlich wie ein Kariesschutzprogramm oder die Verkehrserziehung ein allgemein anerkanntes gesellschaftliches Gut werden solle.
Brüning führte die in vielen Schulen beklagte schlechte Konzentrationsfähigkeit der Kinder auf den übermäßigen Konsums digitaler Formate zurück. Die lösten das aus, was er als „flotte Flimmerkonzentration“ bezeichnete, etwas, das in seiner schnellen Taktung die für einen Lernprozess erforderliche lange Konzentrationsphase unmöglich mache.
Für die Eltern sei die Schlussfolgerung daraus, den Medienkonsum ihrer Kinder rigoros zu begrenzen. Private Fernsehprogramme, die mit Werbeblöcken und „stakkatohaften“ Informationen aufwarteten, sollten komplett verboten werden, so der Referent. Da müsse auf die Frage nach dem „Warum“ auch mal ein „Weil ich das so will“ reichen. Das heiße aber auch, dass die Eltern ihren Medienkonsum hinterfragen müssten, sie hätten etwa im Umgang mit dem Smartphone ebenfalls ein großes Suchtpotenzial, das den Kindern dann auch nicht verborgen bleibe. Die Frage, wie viel Medienkonsum man den Kindern erlauben solle, müsse also eigentlich heißen: „Wie viel Zeit von Nichtentwicklung möchte ich meinem Kind zumuten?“
18.04.2016