Solentiname soll leben

Lutz Kliche und Grupo Sal Duo traten in Hiddesen auf

Hommage an Ernesto Cardenal. Konzertlesung in Hiddesen mit Fernando Dias Costa (Gesang, Perkussion), Anibal Civilotti (Gesang, Gitarre) als „Grupo Sal Duo“ und Lutz Kliche (Übersetzer). (von links)

Kreis Lippe/Detmold. Es ist bedauerlich, dass Ernesto Cardenal aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnte. Eine Lungenentzündung zwingt den 90-jährigen in Managua/Nicaragua zu bleiben. Die Konzertlesung „Ein Leben für Nicaragua! Solentiname soll leben“ in der ev.-ref. Kirche Hiddesen fand als Hommage an Cardenal trotzdem statt und hat über 100 Gäste begeistert.

Kirchenrat Tobias Treseler baute anlässlich des Reformationstages in seinem Grußwort eine Brücke zwischen Luther und dem Dichter - beide öffneten den Blick für die Bibel und die Liebe Gottes.

Lutz Kliche, langjähriger Übersetzer der Werke Cardenals, nahm die Besucher mit auf eine Reise durch das Leben des international bekannten Poeten, Theologen und Politikers, der 1980 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet und 2005 für den Literaturnobelpreis nominiert wurde.

Kliche konnte authentisch und spannend über sein Wirken berichten. Anibal Civilotti (Gesang, Gitarre) aus Argentinien und Fernando Dias Costa (Gesang, Perkussion) aus Portugal sorgten als „Grupo Sal Duo“ für schwungvolle Musik aus Lateinamerika.

Die Lesung und Erläuterungen Kliches ließen für die Besucher das Bild eines Befreiungstheologen entstehen, der unermüdlich für eine gerechtere Welt eintritt: Die Liebe zu Gott nimmt ihm alle Ängste und gibt ihm Mut, den Machthabern die Wahrheit ins Gesicht zu sagen beziehungsweise zu schreiben. Seine Waffen sind einfühlsame Gedichte, Lieder und Poesie, in der er die Schönheit, aber auch die Verletzlichkeit, Ausbeutung und Zerstörung in den Blick nimmt.

Aktuell bekämpft Cardenal den interozeanischen Kanalbau zwischen dem atlantischen und pazifischen Ozean mitten durch Nicaragua, der den See und das Archipel Solentiname zerstören würde. Einst gründete er dort eine christliche Gemeinschaft, die nun existenziell bedroht ist. Im Mittelpunkt der Lesung standen Texte, die der bezaubernden Landschaft seiner Inselwelt und den dort lebenden Menschen gewidmet sind.

Zwischen den Texten, die teilweise auch in spanischer Originalsprache ausdrucksstark gelesen wurden, erklangen brasilianische Sambas, argentinische Tangos und peruanische Walzer mit eindrucksvollen Stimmen, Gitarrenklang und Perkussion. Die Musik gab den Gedanken Raum und ließ die Melancholie, aber auch die vitale Lebensfreude Lateinamerikas auf die Hörer überspringen.

04.11.2015