Ein kleines Wunder

30 Jahre ökumenisches Friedensgebet in Detmold

Mitglieder des ökumenischen Friedensgebets in Detmold: Konrad Balke, Dieter Stockmeyer, Toni Schneider, Günther Stukenbrok, Barbara Linzbach (hinten v. l.), Christel Rücker, Marianne Tölle, Ursula Stockmeyer, Ursula Stukenbrok, Sabine Niekrens, Hildegard Töberich, Christiane Deutsch (vorne v. l.).

Kreis Lippe/Detmold. Jeden Freitag um 18 Uhr öffnen sich die Türen der Erlöserkirche am Markt für das ökumenische Friedensgebet – und das nun schon seit 30 Jahren. Jeder, der möchte, kann für etwa eine halbe Stunde dazukommen.

„Ich empfinde es als kleines Wunder, dass es uns nach so langer Zeit weiterhin gibt“. Günther Stukenbrok freut sich, als sich die Kirchentür öffnet und weitere Besucher zum Friedensgebet kommen, unter anderem die 89-jährige Sabine Niekrens, Gründungsmitglied genau wie Hedwig Eisenhardt, 92 Jahre alt, die heute leider nicht dabei sein kann. Zugegen sind aber Angehörige der Detmolder Pax Christi Gruppe, die seit Jahren aktiv beim Friedensgebet mitmachen.
„Wir stellen Texte der Gegenwart biblischen Aussagen gegenüber und wir geben Betroffenen Raum zur Klage“, erklärt Stukenbrok weiter. So waren in diesem Jahr auch schon Mitglieder der yezidischen Gemeinde zu Gast beim Friedensgebet, um gemeinsam mit den evangelischen und katholischen Christen für die von der Terrorgruppe IS verfolgten Menschen in Syrien und im Irak zu beten. Dieter Stockmeyer, ebenso wie seine Frau Ursula auch schon seit vielen Jahren Mitglied der Friedensgebetsgruppe, zeigt ein kunstvoll beschriebenes lila Tuch, das extra zu diesem Anlass gestaltet wurde.
Entstanden 1984, haben die Mitglieder des Friedensgebetes immer wieder aktuelle gesellschaftliche Bedrohungen zum Thema gehabt. „Zum Beispiel habe ich neulich etwas zum geplanten Freihandelsabkommen mit den USA, TTIP, vorbereitet“, erzählt Dieter Stockmeyer. Auch haben die Mitglieder des Friedensgebets gerade erst ein Memorandum „gegen die Militarisierung der Welt auch durch Waffenexporte aus Europa“, das aus der befreundeten Friedensgebetsgruppe „Montagsgebet für den Frieden“ in Schorndorf bei Stuttgart heraus entstanden ist, unterzeichnet.
An diesem Freitag, wenige Tage vorm 9. November, steht der Fall der Mauer vor 25 Jahren im Mittelpunkt. „Für unser Friedensgebet hat dieses Datum seine ganz eigene Bedeutung“, so Günther Stukenbrok: „Entstanden vor 30 Jahren im Gefolge der Proteste gegen die seinerzeitige Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen hierzulande, haben wir vor allem gebetet, aber auch unser Mögliches dafür getan, dass insbesondere das atomare Wettrüsten beendet würde. Und mit dem Mauerfall und dem friedlichen Ende des kalten Krieges sind unsere Gebete Gott sei es gedankt, weit darüber hinaus noch erhört worden.“ Etwa 15 Menschen sind heute zusammen gekommen, um gemeinsam zu singen, zu beten und Texte zu hören, die diesmal Ursula und Günther Stukenbrok zusammengetragen haben. Etwa 20 Minuten ist die Gruppe so zusammen, zum Abschluss wird das Vaterunser gebetet.
Das 30-jährige Jubiläum feiert das ökumenische Friedensgebet am Freitag, 28. November, um 18 Uhr in der Christuskirche in Detmold. Ab 19.30 Uhr spricht Dr. Antje Vollmer, ehemalige Bundestagsvizepräsidentin und Autorin über „Die letzten 25 Jahre – verpasste Chancen für den Frieden.“ Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.