Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann konnte Dr. Ilse Tödt, Mitherausgeberin der Werke Dietrich Bonhoeffers, im Paulinensaal des Diakonischen Werkes begrüßen. Dr. Tödt sprach vor rund 80 Zuhörern über „Die Bergpredigt in Dietrich Bonhoeffers Auslegung.“

Ein Abend über Bonhoeffer

Großes Interesse an dem Theologen und Widerstandskämpfer

Kreis Lippe. In der Theologischen Bibliothek hätte der Platz nicht gereicht. Darum war es gut, dass die Reihe „Abends in der Bibliothek…“ diesmal in den großen Paulinensaal im Diakonischen Werk verlegt worden war. Rund 80 Zuhörer waren gekommen, um einen Abend mit Informationen über Leben und Werk des Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer zu verbringen, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann würdigte Bonhoeffer: „Anders als andere hat er schon früh die Bedeutung der Ökumene der Weltchristenheit erkannt und gelebt.“ Er habe auch anders als viele das Unrecht erkannt und beim Namen genannt, das den Juden durch die Nationalsozialisten zugefügt wurde. Im Alter von 39 Jahren wurde Bonhoeffer im KZ Flossenbürg von den Nazis hingerichtet.

Als Referentin des Abends konnte Dutzmann Dr. Ilse Tödt, Mitherausgeberin der Werke Bonhoeffers, begrüßen. Sie sprach über „Die Bergpredigt in Dietrich Bonhoeffers Auslegung“.

Ein abgeschlossenes Werk hat der Theologe nicht hinterlassen. Die Auslegung ist zu finden in dem Buch „Nachfolge“, das 1937 erstmals veröffentlicht wurde und jetzt wieder als Taschenbuch erhältlich ist.

Dr. Ilse Tödt entwarf anhand der Auslegung und Zitaten aus Briefen das Bild eines Menschen, der tief berührt war von der Bergpredigt. Bonhoeffer trug sich mit dem Gedanken, den Wehrdienst zu verweigern, als er ahnte, dass es zum Krieg kommen würde, obwohl dies mit einem Todesurteil enden würde. Er plante, Gandhi in Indien zu besuchen und Methoden des gewaltfreien Widerstands zu lernen. Als Widerstandskämpfer aber befürwortete er den Plan, Hitler zu ermorden. „Er wollte den Umsturz möglich machen“, so Tödt. Dietrich Bonhoeffer sei ein Mensch gewesen, der kein Heiliger sein, sondern glauben lernen wollte, und dies „in der vollen Diesseitigkeit des Lebens.“

Oberkirchenrat i. R. Otto Berendts, der in den 30er Jahren Dietrich Bonhoeffer im Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Finkenwalde persönlich erlebt hatte, beschrieb den Theologen als Menschen, der „heute abend hier mit uns hätte sitzen können“. Er erinnerte sich, dass vor allem die Gebete mit Bonhoeffer eine sehr spirituelle Erfahrung gewesen seien. Und dennoch: „Es ist nicht möglich nachzuerzählen, was damals gewesen ist.“

20.02.2006