Simon VI. und die Reformation in Lippe

Vortrag von Dr. Bartolt Haase

Superintendent Hermann Donay (links) konnte in Blomberg Dr. Bartolt Haase (Stiftung Eben-Ezer) zum Vortrag über Simon VI. und die Reformation in Lippe begrüßen.

Kreis Lippe/Blomberg. „Simon VI. und die Reformation in Lippe“ hieß der Vortrag, den Dr. Bartolt Haase, Theologischer Direktor der Stiftung Eben-Ezer, am Samstagabend im Gemeindehaus Im Seligen Winkel hielt. Anlass war der 400. Todestag Simons.

Das Leben und Wirken Simons VI. und die von ihm eingeführten kirchlichen Erneuerungen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung, zu der die ev.-ref. Kirchengemeinde Blomberg und die Lippische Landeskirche eingeladen hatten.
Als 1517 die Gedanken der Reformation mit der Veröffentlichung der Thesen Luthers vermehrte Aufmerksamkeit erhielten, herrschte in Lippe noch Simon V., ein erklärter Gegner der Reformation.
Bartolt Haase deutete den Anschlag der lutherischen Thesen weniger als Startpunkt, denn als wichtiges Datum in einem längst begonnenen Prozess zur Erneuerung der mittelalterlichen Kirche. Die Auswirkungen erreichten schon früh die rund 3000 Einwohner Lemgos, der damals größten Stadt Lippes. 1533 wurde eine evangelische Kirchenordnung durch die Stadt übernommen. 1538 wurde eine evangelische Kirchenordnung unter Simons Sohn Bernhard VIII. und dessen Vormund Philipp von Hessen für ganz Lippe eingeführt.
Simon VI. (1554-1613) war der Sohn Bernhards. Haase beschrieb ihn als weltgewandten Politiker, der viel für Bücher, Malerei, Musik und andere Künste übrig hatte. Aufbauend auf der bisherigen Entwicklung der Reformation in Lippe und auf seine Erziehung, forcierte er zwar eine weitere Reform der Kirche im Sinne der reformierten Lehre, strebte aber laut Haase keinen Bruch mit der lutherischen Reformation an (an der die Lemgoer festhielten), sondern setzte auf eine kontinuierliche Entwicklung. Dies in einem Umfeld, in dem nicht nur die Gläubigen, sondern auch die Pfarrer häufig noch auf der Suche nach einem überzeugenden evangelischen Profil ihrer Kirche waren
Simon VI. setzte auf die Wirkung eines guten Schulwesens und auf die Arbeit der lippischen Generalsuperintendenten Johann von Exter und Heinrich Dreckmeier. Die vor allem von Heinrich Dreckmeier vollzogenen Erneuerungen haben zu Beginn des 17. Jahrhunderts dazu geführt, dass Lippe reformiert wurde, erklärte Dr. Haase. Als dafür sichtbares öffentliches Signal ordnete Graf Simon VI. erstmals für den Gottesdienst am 2. Juni 1605 in der Detmolder Marktkirche ein Abendmahl an, bei dem statt Oblaten Brot gereicht wurde. Simon nahm selbst, inklusive Familie und Hofstaat, an dem Gottesdienst teil. Das unterschiedliche Verständnis des Abendmahls war schließlich der wesentliche Streitpunkt zwischen Lutheranern und Reformierten. Die Lemgoer wollten sich in diesem Punkt ihrem Landesherrn nicht unterordnen. Zwischen Simon VI. und der Stadt kam es 1609 fast zu einer militärischen Auseinandersetzung. Es gab auch in den Folgejahren keine inhaltliche Einigung.
Als Simon bereits gestorben war, wurde im 1617 geschlossenen Röhrentruper Rezess Lemgo die freie Religionsausübung und die Blutgerichtsbarkeit auch weiterhin zugestanden. Der Rezess bildet einen vorläufigen Abschluss der Reformationsgeschichte in Lippe.
 

09.12.2013