475 Jahre Reformation in Lippe

Neue Kirchenordnung wurde in Cappel beschlossen

Lebendes Gemälde: unter der Regie von Frank Huismann wurde die Landtagsszene von 1538 von Akteuren in historischen Kostümen nachgestellt.

Blomberg-Cappel. Am 28. August 1538 beschloss der Lippische Landtag die Einführung einer neuen Kirchenordnung. In Cappel, am Tagungsort, feierten die Kirchengemeinden in und um Blomberg jetzt einen ganzen Tag lang 475 Jahre Reformation.

„Letztlich ist das hier die Keimzelle der Lippischen Landeskirche“, stellte Stephan Prinz zur Lippe fest, als er in Cappel eine Gedenktafel enthüllte, die zur Erinnerung an das Ereignis am Kirchturm angebracht ist. Zuvor hatte der Präses der Lippischen Landesynode, Michael Stadermann, vor rund 450 Gottesdienstbesuchern gepredigt. Ein Gottesdienst, der auch musikalisch mit etwa 50 Bläsern und 80 Chorsängern bemerkenswert war.
Viel Aufmerksamkeit fand auch das lebende Gemälde, in dem unter der Regie von Frank Huismann die Landtagsszene von 1538 von Akteuren in historischen Kostümen nachgestellt wurde. Eine Szene, die im Vorraum des Sitzungssaals des 1912 erbauten Landtagsgebäudes von Bruno Wittenstein als Gemälde dargestellt worden ist.
Wichtige Personen und Befürworter einer neuen Kirchenordnung waren Landesherr Bernhard VIII, der damals allerdings erst 10 Jahre alt war und von Philip von Hessen begleitet wurde. Hermann von Mengersen, Landdrost, Reichsobrist und guter Diplomat, leitete die Regierung und den Landtag. Adrian Buxschoten aus Antwerpen und Johann Tiemann aus Amsterdam, die Verfasser der neuen Kirchenordnung, waren im lebenden Gemälde ebenso vertreten wie einige andere Adlige und Bürgermeister.
Die Sitzung sei damals gut vorbereitet gewesen, wie Huismann feststellte. Der Landtag habe mit der Annahme der neuen Kirchenordnung auch auf Unmut in der Bevölkerung reagiert, der sich durch das Absingen deutscher Lieder oder auch durch Zwischenrufe während der in Latein abgehaltenen Gottesdienste geäußert habe.
Nach der wichtigen Landtagssitzung sei das Ergebnis dennoch lange auf der Kippe gewesen, die Lippische Landeskirche in ihrer jetzigen Struktur mit reformierten und lutherischen Gemeinden habe sich erst langsam herausgebildet.
Über den „kleinen Unterschied“ zwischen reformiert und lutherisch unterhielten sich schließlich Superintendent Hermann Donay und Pfarrer Jörg Deppermann. Sie sorgten als Küster einer reformierten und einer lutherischen Gemeinde für fröhliche Lacher. Dass der Unterschied wirklich „klein“ ist, dafür stand symbolisch das Beffchen mit Reißverschluss, das sie mitgebracht hatten und ohne große Umstände von Pfarrern beider Klassen genutzt werden kann.
Natürlich ging bei dem Fest nichts ohne die Mitarbeit der Cappeler Gemeindeglieder und Heimatvereine, die attraktive Spielgelegenheiten für Kinder geschaffen hatten. Mit einem reichhaltigen Angebot an Gemüsesuppe, Pickert, Bratwurst, Kuchen und Getränken aller Art sorgten sie außerdem mit viel Einsatz für das leibliche Wohl der Gäste.
 

10.07.2013