Detmolder Bekenntnis

15-jähriges Bestehen der Versöhnungsinitiative für Ruanda

Die Mitglieder des Ruanda-Arbeitskreises „Detmolder Bekenntnis“ Margarete Pölkner, Brigitte Grosche, Maria Beineke-Koch, Juliane Arndt, Regina Masny und Frieda Weßler zünden Kerzen für Frieden und Versöhnung an (von links).

Detmold-Hiddesen. „Ich freue mich, dass wir uns heute miteinander an die Zeit vor 15 Jahren erinnern wollen.“ Mit diesen Worten eröffnete Juliane Arndt, Pfarrerin der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Hiddesen, am Sonntag (11. Dezember) einen ökumenischen Abendgottesdienst in der Kirche an der Akazienstraße. Anlass war das 15-jährige Bestehen der Versöhnungsinitiative „Detmolder Bekenntnis“ für Ruanda.

Das „Detmolder Bekenntnis“ ist nach den Gräueln des Völkermordes in Ruanda entstanden: 1994 wurden in dem kleinen afrikanischen Land innerhalb von 100 Tagen etwa eine Million Angehörige vor allem der Volksgruppe der Tutsi umgebracht. Im Gottesdienst blickte der Ruanda-Arbeitskreis, zu dem Mitglieder der evangelisch-reformierten, der lutherischen sowie der katholischen Kirchengemeinde gehören, mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation zurück auf die Geschichte und Entwicklung der Initiative: Ein ruandischer Arzt hatte nach dem Genozid den Traum der Versöhnung der verfeindeten Volksgruppen im Geist der christlichen Botschaft. Um den organisatorischen Rahmen und die geistliche Unterstützung dieses Vorhabens zu gewährleisten, bildete sich der ökumenische Ruanda- Arbeitskreis in Hiddesen, der anschließend Ruander beider verfeindeter Volksgruppen nach Detmold einlud. Bei einem mehrtägigen Treffen im Dezember 1996 entstand schließlich das „Detmolder Bekenntnis“: Hutu, Tutsi und Europäer benennen darin in je eigenen Schuldbekenntnissen die eigene Verstrickung in den Konflikt von Ruanda, bekennen voreinander diese Schuld und bitten einander, auch stellvertretend für andere, um Vergebung. Zum ersten Mal verlesen wurde das Bekenntnis am 11. Dezember 1996 in einem Abendgottesdienst in der evangelisch-reformierten Kirche in Hiddesen. Die Arbeitsgruppe hält weiterhin Kontakt zu den Unterzeichnern. Zudem organisiert sie verschiedene Veranstaltungen und Aktionen in der heimischen Region.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes standen Rückmeldungen einiger (Erst)unterzeichner des Bekenntnisses. Sie machten deutlich, dass der Weg ein teilweise sehr mühevoller und konfliktreicher war und ist, aber Dankbarkeit, Ermutigung und Hoffnung überwiegen. Der Detmolder Arbeitskreis ist sich sicher, dass „der Geist des Bekenntnisses ganz offensichtlich in Ruanda fruchtbar auch ohne feste organisatorische Strukturen weiterwirkt.“
Mitglieder des Arbeitskreises brachten die Kernbegriffe des biblischen Textes „Bedrängnis, Geduld, Hoffnung“ aus Römer 5,1-5 mit ihren persönlichen Erfahrungen in Verbindung. Sie hatten erlebt, dass die Schritte des Bekenntnisses („Den Schmerz des Anderen hören“, „Den eigenen Schmerz ausdrücken“, „Den Platz zwischen den Stühlen einnehmen“) Impulse geben für das Umgehen mit anderen gesellschaftlichen und auch persönlichen Konflikten. Weitere Infos: Brigitte.Grosche@t-online.de
 

16.12.2011