Dr. Eberhard Löschcke berichtete über das Projekt Grundeinkommen in einem Dorf in Namibia

Erfolg für Grundeinkommen-Projekt in Namibia

Detmold. Jeder Bürger und jede Bürgerin eines Dorfes in Namibia erhielten zwei Jahre lang monatlich 100 namibische Dollar – einfach so. Mit diesem Aufsehen erregenden Projekt wurde zum ersten Mal die Idee eines 'Bedingungslosen Grundeinkommens' ausprobiert. Am Mittwoch berichtete Dr. Eberhard Löschcke vom Gemeindedienst für Mission und Ökumene in Lennep im Gemeindehaus am Markt über den Erfolg.

Ein abgelegenes 1000-Einwohner-Dorf in Namibia: Armut, wirtschaftliche Ungleichheit und Unterernährung von Kindern waren an der Tagesordnung, bevor im Januar 2008 eine Revolution eingeführt wurde: das „Basic Income Grant“. Zwei Jahre lang erhielt jede/r Bewohner/in von 0 Jahren bis zur Rente vom Staat ein 'bedingungsloses Grundeinkommen' von 100 namibischen Dollar. Dies entspricht etwa 9 Euro, ist aber im realen Leben deutlich mehr wert. Die Zahlungen waren an keinerlei Bedingungen geknüpft: Ob reich oder arm, ob auf der Suche nach Arbeit oder nicht, das Geld wurde bedingungslos ausgezahlt, als ein Grundrecht der Bürger von Otjivero.
Auf Einladung der ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-Ost und des Bildungsreferates der Lippischen Landeskirche konnte Dr. Löschcke jetzt vom Erfolg des Projektes berichten. Die Unterernährung von Kindern konnte fast abgeschafft werden, der Schulbesuch der Kinder stieg an, die Menschen konnten sich eine bessere Gesundheitsversorgung leisten, die Kriminalität ging zurück. Und vor allem: Viele Dorfbewohner setzten sich mit dem Geld gerade nicht zur Ruhe, sondern begannen z.B. kleine Geschäfte, die zusätzlich für steigendes Einkommen sorgten.
Ob das Projekt in Otjivero nach seinem offiziellen Ende weiter geht, ist dauerhaft noch unklar. Trotz seines Erfolges im Einzelnen konnte auch das Ziel, die namibische Regierung zur landesweiten Einführung eines Grundeinkommens zu bewegen, noch nicht erreicht werden. Löschcke machte aber deutlich, dass nach dem erfolgreichen Ausgang des Projekts die Idee eines Bedingungslosen Grundeinkommens nicht mehr völlig utopisch erscheint.
Auch in Deutschland gewinnt diese Idee immer mehr Anhänger. Es gibt aber auch warnende Stimmen. Monika Korbach von der Landeskirche und Pfarrer Dieter Bökemeier von der Kirchengemeinde Detmold-Ost laden darum am Dienstag, dem 23. Februar zu einer Podiumsdiskussion über die „Vision Grundeinkommen in Deutschland“ ein. Sie findet um 19.30 Uhr ebenfalls im Gemeindehaus am Markt Detmold statt. Eingeladen sind die ehemalige westfälsiche Soziapfarrerin Sigrid Reihs, Prof. Axel Seiler (attac), Svend Newger (IG Metall Detmold) und Erik Haß (Arbeitslosenzentrum Blomberg).

17.02.2010