Landessuperintendent i.R. Gerrit Noltensmeier hielt einen Vortrag über die aktuelle Lage im Sudan.

„Hoffnung mit langem Atem“

Gerrit Noltensmeier sprach über den Sudan

Kreis Lippe/Detmold. Zur aktuellen Lage im Sudan hat am vergangenen Dienstag (24. November) Landessuperintendent i.R. Gerrit Noltensmeier im Gemeindehaus der Erlöserkirche am Markt in Detmold referiert. „Hoffnung mit langem Atem. Unterwegs in einem wüsten Land“ lautete der Titel seines Vortrags im Rahmen der ökumenischen Friedenstage in Lippe. Noltensmeier, Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für den Sudan, zeichnete dabei ein bemerkenswertes Bild von einem kriegsgebeutelten Land, das keinen Ausweg aus seinen zahlreichen und vielfältigen Konflikten zu finden scheint.

„Bestürzender Hass“, „grassierende Hoffnungslosigkeit“ und „das Herz der Finsternis“ waren nur einige Worte, mit denen Noltensmeier die Situation in dem ostafrikanischen Staat zu charakterisieren versuchte. Das mit einer Fläche von 2,5 Quadratkilometern größte Land des Kontinents sei auch nach dem offiziellen Ende des jahrzehntelangen Bürgerkrieges 2005 von vielen internen Konflikten gebeutelt – auch wenn die Medien kaum noch darüber berichteten. Das Leben der Menschen sei geprägt von wirtschaftlicher Not, mangelnder Gesundheitsversorgung und großer Angst: Überfälle von marodierenden Milizen gehörten vielerorts zum Alltag. „Sudan ist ein wüstes Land, nicht nur wegen seiner landschaftlichen Beschaffenheit“, sagte Noltensmeier. Er stellte die wichtigsten Gebiete des Sudans vor, darunter die Hauptstadt Khartum, die westsudanesische Provinz Darfur, den Norden sowie den autonomen südlichen Teil, in dem derzeit besonders viel „unvorstellbare, unbegreifliche Gewalt“ herrsche.
Die Herkunft dieser verschiedenen Konflikte zu klären, sei für Außenstehende kaum möglich: „Diese Welt gibt uns Rätsel auf.“ So gebe es uralte Konflikte zwischen Nomaden und Bauern, zwischen Arabern und Schwarzen oder zwischen unterschiedlichen Stämmen, die sich immer wieder vermischten.
Auch das Verhältnis der verschiedenen Religionen untereinander sei angespannt, sagte Noltensmeier, der als Beauftragter des Rates der EKD den Kontakt zu den christlichen Kirchen vor Ort hält. Lange Zeit hätten Muslime und Christen in Frieden miteinander gelebt. Seit jedoch die Islamisierung im Land immer weiter vorangetrieben werde, hätten es die Christen viel schwerer. „Zudem ist auch das Miteinander der einzelnen Kirchen von Spannungen geprägt“. Die Christen im Land sind zum Großteil Anhänger der Katholischen Kirche. Darüber hinaus gibt es Orthodoxe, Anglikaner und Kopten.
Ein wenig hoffnungsvoll stimme ihn, dass die Kirchen trotz allem von weiten Teilen der Bevölkerung als moralische Autorität angesehen würden, so Noltensmeier. Zudem verwies er auf den „Urgent Appeal of the Sudanese Church“, ein „eindrucksvolles Papier“, mit dem die Kirchen die Probleme im Land benennen und zur Verbesserung der Situation aufrufen würden. Im Anschluss an den einstündigen Vortrag hatten die Zuhörer noch Gelegenheit Fragen zu stellen. Daraus entwickelte sich ein angeregtes Gespräch mit dem Referenten.

27.11.2009