Vom Rand in die Mitte

Wie geht Kirche mit Rechtsradikalismus um?

Sprach in Detmold über das Thema Rechtsradikalismus: Pfarrer Klaus Burckhardt von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Kreis Lippe/Detmold. „Vom Rand in die Mitte – Wie geht Kirche mit Rechtsradikalismus um?“ Die Arbeitsgemeinschaft Solidarische Kirche hatte zu diesem Thema Pfarrer Klaus Burckhardt, Leiter der Friedensarbeit der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers eingeladen. Burckhardt sprach im Rahmen der Ökumenischen Friedenstage in Lippe im Gemeindehaus der Martin-Luther-Kirche in Detmold.

Burckhardt gab den rund 40 Zuhörern zu Beginn einen Überblick über die rechte Szene, wie sie sich derzeit darstellt. Ideologisch spielten die Verharmlosung bzw. die Rechtfertigung des Nationalsozialismus und Vorstellungen von Ungleichwertigkeit der Menschen eine große Rolle. Neben der NPD oder der DVU gebe es freie Kräfte und freie Kameradschaften.  Über Medien wie das Internet, Straßenaktionen mit Infoständen, Demos oder Gedenkmärsche würden rechte Inhalte verbreitet. Wechselnde Symbole zum Beispiel auf der Kleidung von Jugendlichen kennzeichneten die Szene. „Hier gibt es einen Code, den wir als Erwachsene gar nicht erkennen“, gab Pfarrer Burkhardt zu bedenken, denn wer wüsste schon, dass der Schriftzug Combat 18 auf einem T-Shirt für Kampf und Adolf Hitler steht? Weiterhin beschrieb Burckhardt, dass die neue Rechte sich anderer Themen annimmt als weithin vermutet. Sie thematisierten Arbeitsplätze und Hartz IV, sie organisierten Kinderfeste und Hausaufgabenhilfe. „Es ist oft schwierig zu erkennen, wohinter sich die rechte Bewegung verbirgt“. In einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation hätten Menschen Angst vor sozialer Spaltung und politischer Machtlosigkeit. Davon profitierten die Rechten: „Wer andere abwertet, kann damit rechnen, Zulauf zu bekommen.“

Wichtig sei, dass Christinnen und Christen sich gegen diese Entwicklungen einsetzen und Flagge zeigen. Denn Christen gingen von der Gleichwertigkeit aller Menschen aus, einer gemeinsamen Heilsgeschichte mit Israel und setzten sich für den Schutz unter anderem von Flüchtlingen ein.

Kirchengemeinden könnten helfen, Rechtsextremismus in der Mitte der Gesellschaft zu thematisieren und zu entlarven. Gottesdienste, Friedensgebete, Gedenktage und Aktionen gehörten dazu. Es könne auch Konfirmandentage zu dem Thema geben und die kirchliche Jugendarbeit im Ganzen auf das Thema hin sensibilisiert werden. Beratungsnetzwerke für Eltern rechtsextremer Jugendlicher seien wichtig. Pfarrer Klaus Burckhardt: „Kirchen sind außerdem gute Ansprechpartner, um ein breites Bündnis gegen rechts über Parteigrenzen hinaus zu schaffen“.

06.11.2008