Das Martinszentrum Bernburg

Alte Kirche und modernes evangelisches Zentrum

Oberkirchenrat Manfred Seifert von der Ev. Landeskirche Anhalts (links), mit Vorstandsmitgliedern des Gustav-Adolf-Werks der Lippischen Landeskirche. Von links: Kirchenrat Andreas-Christian Tübler, Pfarrer Dirk Mölling, Pfarrerin Karin Möller, Pfarrer Nils Huchthausen, Pfarrer i.R. Herbert Grote.

Kreis Lippe/Lemgo. Im evangelischen Martinszentrum in Bernburg (Sachsen-Anhalt) arbeiten die evangelische Grundschule, der Kindergarten, die Kinderkrippe und der Hort seit gut einem Jahr unter dem Dach der Martinskirche. Ein Projekt, das für die Kirchengemeinde und die Ev. Landeskirche Anhalts große Bedeutung erlangt hat. Auf der Mitgliederversammlung des Gustav-Adolf-Werks der Lippischen Landeskirche im Gemeindezentrum St. Johann, Lemgo, berichtete Oberkirchenrat Manfred Seifert (Ev. Landeskirche Anhalts) über das Martinszentrum Bernburg.

Rund um die alte Martinskirche besuchen Kinder den evangelischen Kindergarten, die evangelische Grundschule und den Hort. Die Einrichtungen arbeiten in unmittelbarer räumlicher Nähe mit Kirchengemeinde und Diakonie zusammen: „Das Martinszentrum arbeitet generationenübergreifend mit Wirkung über die Gemeinde hinaus“, so Seifert. Alles fing an mit der alten Kirche, für die es nicht gut aussah: aufwendige kostenintensive Sanierungsarbeiten waren nötig. Da habe es fast schon nahegelegen, die Kirche aufzugeben und sich selbst zu überlassen – auch wegen der Minderheitensituation, in der sich Christen in Ostdeutschland befinden. Nur etwa 10 bis 20 Prozent der Menschen seien Christen, das sei „die Nachwirkung zweier antichristlicher Diktaturen“. Dazu komme der Wegzug junger Leute auf der Suche nach Arbeit, die Überalterung der Gesellschaft und der Gemeinden. Nur noch rund 280 Gemeindeglieder kommen demnach auf ein  Kirchengebäude. Zum Erhalt sei „eine Mehrfachnutzung oder Umnutzung von Kirchen nötig“. Aus dieser Situation heraus entstand in Kirchengemeinde und Landeskirche die Idee des Bildungszentrums mit Kindergarten, Schule und Hort. Fördergelder wurden beantragt und zugesagt, das Projekt in Angriff genommen. Auch das Gustav- Adolf-Werk der EKD, das unter anderem in Europa evangelische Minderheiten unterstützt, beteiligte sich finanziell. Die Martinskirche wurde saniert, um die Kirche herum Holzbauten angeschlossen, in denen die Kinder lernen: „Schulkinder und Kindergartenkinder spielen nachmittags gemeinsam, die Kleinen lernen von den Großen, die Großen übernehmen Verantwortung.“ Überall sei Leben eingekehrt. Kirche werde so zur Beteiligungskirche. Seifert: „Wir haben jetzt die Möglichkeit, anzuknüpfen und zu beteiligen“. So würden Eltern sich auch bei der Geländegestaltung einbringen. Kirche erreiche Kreise, zu denen man sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Die Fäden zum christlichen Glauben seien bei vielen abgerissen. „Wir wollen nicht überreden oder unter Druck setzen. Nun aber können wir unsere Schätze zeigen.“

Die Architektur des Zentrums mit der Martinskirche im Mittelpunkt und den ringförmig angelegten Neubauten ist bereits mit der Auszeichnung zum  Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2007 geehrt worden. Vor einigen Wochen kam eine weitere Belobigung hinzu: vom Deutschen Städtebaupreis 2008.

31.10.2008